Ranzdorf

Ranzdorf zählt zu den mittelgroßen Ortsteilen der Gemeinde und liegt nördlich des Kernorts in 5 km Entfernung von diesem.

Teilansicht von Ranzdorf

Ranzdorf liegt in einem Talkessel, wie behutsam eingebettet in die rundum grüne Landschaft. Auf dem Teilfoto sieht man nur ungefähr 40 % des Ortes, er setzt sich vor allem rechts weiter fort, aber auch nach links folgt noch ein Neubaugebiet. Vor allem in den letzten 30 Jahren brach hier ein regelrechter Bauboom aus.

Erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1287.

Ranzdorf wurde im Jahr 1968 der Gesamtgemeinde Reichenweiler zugeschlagen und war davor ein eigenständiger Ort. Mit seiner mittleren Größe war Ranzdorf seit jeher vor allem ein Wohnort, wo also gewohnt wurde, während man in andere Orte arbeiten fuhr.

Einwohner Ranzdorf:  765         (Stand 2018)

Herr Helmut Schmitz, Ortsbürgermeister von Ranzdorf

Herr Helmut Schmitz ist seit 2011 der Ortsbürgermeister von Ranzdorf. Hauptberuflich führt Herr Schmitz eine große Autowerkstatt im Kernort Reichenweiler. Sein besonderes Engagement liegt in der Verfeinerung der Ausgestaltung des Ortsbildes, hier hat er bereits prächtige Erfolge vorzuweisen.

Im Ortsteil Ranzdorf gab es früher eine Burganlage, deren genaue Entstehungszeit bis heute nie ermittelt werden konnte, da sie laut Überlieferung bereits in der Zeit um 1820 nur noch aus sehr wenigen Trümmer - Fragmenten bestand. Der Burganlage war seinerzeit das Hofgut Magnus angegliedert, welches vermutlich die wahre Keimzelle des Dorfes bildete und das noch bis in den zweiten Weltkrieg bestand. Im zweiten Weltkrieg wurde das Hofgut vollständig zerstört und danach nie wieder aufgebaut.

Im Ortsteil Ranzdorf schloss bereits 2004 das einzige Geschäft, der damals legendäre Lebensmittelhandel der Witwe Herfert, die den Laden noch bis in ihr  86. Lebensjahr fortführte. Kurz nach der Schließung ihres Ladens starb die alte Dame, die in der ganzen Region bekannt und beliebt war. - Doch das war einmal, denn im Februar 2018 eröffnete eine kleine aber feine Verkaufsstelle einer Bäckerei aus dem Kernort.

Neben seiner Eigenschaft als “Wohnort” war Ranzdorf in erster Linie stets von der Forst- und Landwirtschaft geprägt. Industriebetriebe oder vergleichbares gab es nie, wenn man mal von einer kleinen Seifenfabrik und einem Schreinerbetrieb absieht, der allerdings auch schon 1996 aufgegeben wurde.

Früher gab es hier eine sogenannte Dorf- oder Volksschule, die alle Klassen beherbergte. Diese wurde bereits 1970, also kurz nach der Eingemeindung zu Reichenweiler, geschlossen. Das Gebäude verfiel lange Zeit, wurde inzwischen aber mustergültig von Frau Sieberth, der heutigen Eigentümerin und Bewohnerin restauriert.

Kirchen oder vergleichbare Einrichtungen sucht man in Ranzdorf vergebens und die hat es hier auch nie gegeben. Die Ranzdorfer waren seit jeher für ihre leicht atheistische Ader bekannt und in alten Zeiten deswegen bei manchen Kirchenfürsten nicht gut gelitten. Ebenso erfolglos verläuft die Suche nach einem Gasthof, es gibt keinen und es gab nie einen, was für einen Ort dieser Größe noch ungewöhnlicher ist, als das Nichtvorhandensein einer Kirche.

In den ausgedehnten Waldbereichen rund um Ranzdorf gibt es herrliche, schier endlos lange Wanderwege, vom Primitiv - Trampelpfad bis hin zum fast straßenmässig ausgebauten Holzabfuhrweg. Auf diesen könnte man problemlos zwei Wochen unterweges sein, ohne dabei die gleiche Stelle zweimal zu betreten. Die Wälder der Umgebung sind hier bekannt für ihre sehr hohe Dichte an Waldkäuzen. Im linksseitigen Bannertwald befindet sich der sogenannte alte Schurkenturm, ein aus Bruchsteinen im 16. Jahrhundert errichteter Turm, der vermutlich mal zu dem og. Hofgut Magnus als Außenposten gehörte. Der Turm darf nicht betreten werden, weil er heute als Brutparadies von unzähligen Fledermauskolonien besiedelt ist.

Aus heutiger Sicht könnte man sagen, dass Ranzdorf in einem Punkt sogar mal seiner Zeit weit voraus war, denn bereits im Jahr 1922 wurde Ranzdorf als Versuchsstandort auserkoren für einen Busbetrieb mit einem akkubetriebenen Elektro - Linienbus, der Ranzdorf mit einigen Dörfern der Umgebung verband. Das hat sich damals allerdings nicht bewährt, weil die Akkutechnik noch nicht so weit war und die Busse in den Steigungen öfters mit leerem Akku liegen geblieben sind. Nach einem Jahr wurde der Probebetrieb wieder eingestellt und die beiden Busse vom Bahnhof Marienwald per Güterzug nach München zur Firma Siemens abtransportiert.

neue kleine Bäckerei - Verkaufsstelle in Ranzdorf

Nach rund anderthalb Jahrzehnten ohne jedes Geschäft, eröffnete im Februar 2018 der sogenannte Brotladen seine Pforten. War das Projekt zur einfacheren Nahversorgung kleiner Landdörfer anfangs noch mit einiger Skepsis verbunden, so hat es sich in kürzester Zeit zum wahren Renner etabliert. Der Laden, der von einer großen Bäckerei aus dem Kernort Reichenweiler mit betrieben wird, erfreut sich regem Kundenzuspruch. Kürzlich wurde das Sortiment noch um Zeitschriften erweitert.

Ranzdorf war bis 1968 eine eigenständige Gemeinde, deren ehemaliges Rathaus man hier in Bildmitte sieht. Bürgermeister war 21 Jahre lang der bis heute unvergessene Peter Wüsthoff, der stets ein Gegner der von oben verordneten Eingemeindung war. Inzwischen läuft die Zweckgemeinschaft allerbestens. Das Rathaus gehört heute der Familie Dornbacher, die es als Mehrgenerationenwohnhaus nutzt.

ehemaliges Rathaus von Ranzdorf
alte Wasserpumpstation vor Ranzdorf

Viele Wanderer, die über den Katzenbuckel - Berg von Reichenweiler nach Ranzdorf wandern, wundern sich kurz vor dem Erreichen des Ortsteils Ranzdorf über dieses kleine alte Häuslein. Die meisten sind fest im Glauben, es handle sich hierbei um ein Kapellchen. Sie vermuten in dem Türmchen auf dem Dach eine kleine Glocke. Beides ist falsch. Es ist eine ehemalige Wasserpumpstation, die vom benachbarten Tiefbrunnen das Wasser früher auf konstanten Druck brachte, um

Ranzdorf sowie einige benachbare Gehöfte mit frischem Trinkwasser zu versorgen. Das Türmchen ist eine Art Ent- und Belüftungseinrichtung, natürlich ohne Glocke. Diese Einrichtung war immerhin noch bis 1986 zuverlässig im Dauerbetrieb und das seit 1921. Dann kam die gemeinschaftliche Wasserversorgung aller Ortsteile über die Reichenweiler Wasserwerke und das schöne Pumpenhäuschen wurde arbeitslos. Anfängliche Pläne, es dem Erdboden gleich zu machen, wurden sehr schnell wieder verworfen, weil viele Ranzdorfer an dem schönen Häuslein hingen, dann kam auch noch der Denkmalschutz dazu und so war seine Zukunft sicher. Das Gebäude wurde gewissermaßen zum Industriedenkmal erklärt, im Jahr 1995 mit viel Aufwand stilgetreu renoviert und innen sind sogar noch die originalen alten Pumpanlagen erhalten, wohlgemerkt in voll funktionsfähigem Zustand. Das heisst, würde die Wasserversorgung von Reichenweiler ausfallen, so könnte man nach umregeln einiger Absperrschieber, sogar von hier aus eine Notversorgung für Ranzdorf aufrecht erhalten. Dieser Fall ist bislang allerdings noch nie eingetreten.

Die alte Volksschule von Ranzdorf ist hier im Zustand von 1956 zu sehen. Nachdem das Gebäude über 20 Jahre weitgehend leer stand und verfiel, wurde es 2007 von der Ranzdorfer Bürgerin Franziska Sieberth erworben, die es, zusammen mit Fachfirmen, in den letzten Jahren wieder mustergültig renoviert hat. Sogar der höchste Denkmalpreis wurde ihr dafür verliehen. Aktuelle Fotos folgen später.

Alte Schule von Ranzdorf im Jahr 1956
südlicher Ortsrand von Ranzdorf

Der südliche Ortsrand von Ranzdorf läuft sozusagen auseinander, die Bebauung wird weitläufiger. In der linken Bildhälfte sieht man die Gebäude des Hofguts Ahren, welches traditionell vor allem im Forstbetrieb tätig ist. Hinter der mittigen Baumreihe beginnt der Rabenberg. Folgt

man unterdessen der kleinen Straße (Zerper Weg), die sich hinter der unteren Baumreihe verbirgt, dann gelangt man nach 2 km an den Zerper See. Der ist dafür bekannt, dass er vormittags fast immer von Nebelschwaden umwoben ist, selbst an warmen Sommertagen. Der See wurde früher gerne zum Schwimmen genutzt, das ist aber seit 1994 verboten, da es mehrere Tote gab, die durch stark unterschiedliche Temperaturbereiche im Wasser einen totalen Kreislaufkollaps erlitten hatten. Während die Wassertemperatur an der einen Stelle noch 22 Grad hat, beträgt sie einen Meter weiter oft nur 4 Grad, das macht kein Kreislauf mit.

der Zerper See bei Ranzdorf
Salbergstraße in Ranzdorf, ortszugewandte Seite

Zwei Seiten eines Berges, zwei Seiten einer Straße, aber alles im gleichen Ort, könnte man sagen. Hier sehen wir die dem Ortsteil Ranzdorf zugewandte Seite der Salbergstraße. Im Hintergrund schimmern an einigen Stellen zwischen den Bäumen noch die Dächer einiger Ranzdorfer Häuser durch. Die idyllische Lage hat aber auch ein Kuriosum aufzuweisen, denn

sowohl diese ortszugewandte Seite, als wie auch die Bereiche hinter diesem Berg, die man auf hier diesem zweiten Foto sieht, gelten auf Grund von früherer überlieferten Ortsgrenzen, die auch noch heute Gültigkeit haben, als innerörtliche Lage von Ranzdorf, obwohl dieser Bereich schon über 2 km vom Ort entfernt liegt.

Salbergstraße in Ranzdorf, weiterer Verlauf an der Rückseite des Berges

Theoretisch könnte die Gemeinde somit sämtliche Flächen beidseits der Straße als Bauland ausweisen und vermarkten, was aber nicht angedacht ist, weil es die wunderbar ruhige Lage zerstören würde. Der Nachteil ist allerdings, dass die Gemeinde hier auch sämtliche Instandhaltungsarbeiten für die Salbergstraße selbst finanzieren muss, ebenso muss sie den Winterdienst in Eigenregie durchführen, was ansonsten beides bei vergleichbaren Straßen in Außenlagen Sache von der zuständigen Kreisverwaltung wäre.

ehemalige Gelbseifenfabrik Dr. Nidrum in Ranzdorf

Der einzige industrieelle Betrieb, den es in Ranzdorf mal gab, war die Gelbseifenfabrik Dr. Nidrum, die bis 1994 vor allem Desinfektionsseifen für Kliniken uä. unter verschiedenen Namen herstellte. Danach standen die kleinen Hallen lange leer, 2007 wurden sie vom Ranzdorfer Werner Ritter gekauft und dienen heute als Großgarage für seine Oldtimer - Sammlung.

Die Sängerin Shanny, alias Maria Lorenz (24), die in Übersee bekannter ist, als hierzulande, lebt in Ranzdorf. Viele finden, dass es eigentlich schade ist, dass sie in Deutschland kaum bekannt ist. Das Spezialgebiet von ihr und ihrer Begleitband Tarax sind vor allem Bossanova - und Samba - Titel, die vielen deutschen Hörern zu anspruchsvoll sind, da man sich hier aktuell lieber auf Primitivmusik a’la Rap oder HipHop abstützt, die sie grundsätzlich ablehnt.

Die Sängerin Shanny lebt im Ortsteil Ranzdorf
Hofgut Haus Eppscheid in Ranzdorf

So gerade noch der Abrißbirne entgangen ist das mächtige ehemalige Hofgut Haus Eppscheid. Der letzte Nachfahre der Inhaber verstarb bereits 1998, lange Zeit verfiel das historisch wertvolle Gebäude. Es gab schon Pläne, das baufällige Gebäude 2017 abzureißen. Herr Udo Rössler aus Ranzdorf konnte es schließlich im letzten Moment noch für einen eher symbolischen Preis erwerben. Dazu gehört auch noch ein sehr großes Grundstück, diverse Nebengebäude

und als kleines Highlight der terrassenförmige alte Kräutergarten, der sich oberhalb der beiden seitlichen Stützmauern in Richtung der Straße erstreckt. Trotz der jahrzehntelangen Verwilderung findet man zwischen dem gewucherten Unkraut immer noch Bestände an alten Heil- und Gewürzkräutern, die bei etwas Pflege sicher wieder den Kräuterterassen alle Ehre machen werden. Herr Rössler hat sofort nach dem Kauf mit Sicherungsmaßnahmen begonnen, die den weiteren Verfall stoppen. So wurde das Dach von einer örtlichen Firma neu eingedeckt, zum Glück erwiesen sich die alten Dachbalken als zähe Genossen, denen die jahrelange Feuchte noch nicht geschadet hatte, so dass der Dachstuhl bleiben konnte. Im unteren Bereich (man sieht es an der großflächigen hellen Verputzstelle) wurde zunächst zum Schutz vor eindringender Nässe ein Spezialdichtputz aufgetragen, der zwar die Optik beeinträchtigt, aber zunächst einmal dafür sorgt, dass das darunterliegende Bruchsteinmauerwerk nicht weiter mit eindringender Nässe beaufschlagt wird. So können die Mauern erst einmal einige Jahre wieder völlig trocken werden, danach wird dann nach einer optisch passenderen Lösung gesucht. Das Anwesen bietet schier endlos viele Möglichkeiten, weist es doch satte 950 m² Wohnfläche auf, hinzu kommen in den Nebengebäuden noch über 2.000 m² an Nutzflächen und das Gesamtgrundstück erstreckt sich auf über 17.000 m². Herr Rössler will zunächst für sich eine geräumige Wohnung im ersten Stockwerk einrichten.

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