Marienwald

Marienwald ist der zweitgrößte Ortsteil der Gemeinde Reichenweiler und liegt westlich des Kernorts in 5 km Entfernung von diesem.

Panoramabild von Marienwald aus der Ferne

Der Ortsteil Marienwald liegt idyllisch eingebettet zwischen Mittelgebirgs - Bergrücken in einer leicht erhöhten Lage auf einem Mittelgebirgsplateau. Im Westen, Norden und Osten stößt Marienwald an große Waldgebiete, während sich nach Süden weitläufige Feld- und Wiesenflächen auftun.

Erste urkundliche Erwähnung im Jahr 951.

Marienwald wurde im Jahr 1968 zur Gesamtgemeinde Reichenweiler eingemeindet und war davor ein eigenständiger Ort. Marienwald ist mit Abstand der älteste Ortsteil von Reichenweiler, sogar deutlich älter, als der Kernort.

Einwohner Marienwald:  3.079         (Stand 2018)

Frau Leblandt, Ortsbürgermeisterin von Marienwald

Frau Dagmar Leblandt ist seit 2005 die Ortsbürgermeisterin von Marienwald. Hauptberuflich betreibt sie seit zwei Jahrzehnten einen Hotelbetrieb in Marienwald, den sie von ihren Eltern übernommen hatte. Ihr ehrgeiziges Ziel ist die Wiederbelebung des “Gesundheitstourismus”, der hier früher einmal eine sehr große Bedeutung hatte.

Der Ortsteil Marienwald hat eine große Tradition als “Gesundheits - Standort”, als Erholungs- und Urlaubsort sowie als kultureller Brennpunkt der gesamten Region. Daneben existiert auch noch eine rege Geschäftswelt sowie einige Unternehmen betreiben im etwas abseits gelegenen Gewerbegebiet Krumpheide im Nordwesten ihre Firmen.

Schon im Jahr 1902 wurde in Marienwald ein großes Sanatorium erbaut, welches zum großen Leidwesen der Gemeinde leider im Jahre 2003 vollständig geschlossen wurde, nachdem in den Jahren zuvor bereits immer mehr Abteilungen davon stillgelegt worden waren. Dieses Schicksal teilt das Anwesen mit vielen ähnlichen Betrieben bundesweit, die seit gewissen Reformen in der Bezuschussung von Kuraufenthalten extreme Buchungsrückgänge hinnehmen mussten. Die meisten der etwas abseits in einem 2 km entfernten Waldbereich gelegenen Sanatoriumsgebäude stehen auch heute noch, sind aber leider zum Teil dem Verfall preisgegeben.

Trotzdem hat Marienwald sich den guten Namen als Gesundheitsstandort bis heute bewahrt. Zahlreiche Ärzte haben hier nach wie vor ihre Praxis sowie ein kleines Privatsanatorium ist stets so gut belegt, dass es sogar lange Wartelisten für die Aufnahme neuer Patienten gibt. Eine große Apotheke gibt es im Ortszentrum heute noch, nachdem im Jahr 2006 eine weitere Apotheke geschlossen wurde, da sich kein Nachfolger fand. Weiterhin gibt es eine Tankstelle mit Waschanlage und mehrere kleine Hotels (alles Familienbetriebe) sowie einige Restaurants und Gaststuben.

Auch der gute Name von Marienwald als “Der Kulturstandort” der Gemeinde Reichenweiler ist manifestiert, da hier ua. im alten Bahnhof am Ortsrand sowie in einem Neubau im Ort, die Musikschule der Gemeinde Reichenweiler ansässig ist, die ein sehr breites Spektrum an professionellem Musikunterricht bietet. Insbesondere hervorzuheben sind hier die verschiedenen Bereiche der Tasteninstrumente (Klavier und Orgel), die hier notenbasiert gelehrt werden. Am Ortsrand haben überdies ein bekannter Maler sowie zwei Bildhauer ihre Ateliers.

Vor Ort existiert noch die erst vor sechs Jahren aufwendig modernisierte Grundschule und eine Kita. Weiterführende Schulen werden hingegen im Kernort besucht.

Die katholische Kirche St. Mauritius steht unter Denkmalschutz, wurde 1549 erbaut und im Jahr 2007 grundlegend saniert sowie mit einer neuen Klais - Orgel ausgestattet. Seit 2002 gibt es zudem die eher kleine evangelische Herzjesu - Kirche, die am nördlichen Ortsrand in der Hermann - Löhns - Straße in modernem Baustil errichtet wurde.

Der Ortsteil Marienwald verfügte früher über einen Bahnhof, dessen Gebäude und Areal auch heute noch existiert und der einen Teil der og. Musikschule beherbergt. Der Bahnverkehr wurde schon vor langer Zeit eingestellt.

Der ehemalige Bahnhof im Ortsteil Marienwald hat seine Funktion schon 1962 verloren. Weit und breit keine Spur mehr von Zügen und Gleisen. Geblieben ist die einsame und traumhaft ruhige Lage weit außerhalb vom Ort und vor allem das prächtige Gebäude, welches seit langem vom heutigen Privatbesitzer gehegt und gepflegt wird. Im Erdgeschoss ist seit langem ein ausgegliederter Bereich der Musikschule untergebracht.

Altes Bahnhofsgebäude Marienwald
Nachwuchspianistin Lena Schneider

Die elfjährige Nachwuchspianistin Lena Schneider ist ein Paradebeispiel für die gute Arbeit, die in der Musikschule geleistet wird. Sie ist durch ihre grandiosen Klavierkonzerte in der Region bekannt und beliebt. Sie arbeitet auch heute immer noch in der Musikschule an der Verfeinerung ihres Könnens. Ihre Leistungsgruppe Piano übt in dem alten Bahnhof.

Leider längst verblasst sind die schönen Zeiten des großen Sanatoriums, in dem früher immer Hochbetrieb herrschte. Die meisten Gebäude davon stehen heute noch, sind mitten im Wald westlich von Marienwald gelegen und eigentlich nur noch im Winter zu finden, wenn die stark wuchernden Bäume ihr grünes Kleid abgelegt haben. Im Inneren setzt sich der

Teil des verfallenen Sanatoriums
ein Innenflur des verfallenen Sanatoriums

zunehmend maroder werdende Zustand fort. Da verfallen seit Jahren unbeschreibliche Werte aber auch eine Art Identität geht verloren oder besser gesagt, sie verändert sich, da das Sanatorium auf gewisse Weise damals doch sehr prägend für den Ort war. Man kann sagen, Marienwald und Sanatorium das war in der Region ein Begriff der automatisch gleich gesetzt wurde. Wenn damals jemand das Wort Sanatorium sagte, wusste jeder gleich, dass es um

Marienwald ging. Wenn man sich alleine die einst prächtige Wandelhalle im Erdgeschoss des Hauptgebäudes vorstellt, früher mit zahllosen Erholungsuchenden bevölkert, heute dem Verfall preisgegeben. Überlegungen zu einer neuen Nutzung des Sanatoriums scheiterten bislang an vielen Problemen.

ehemalige Wandelhalle des Sanatoriums
erstes Ursprungsgebäude des Sanatoriums in Marienwald

Auf diesem historischen Bildchen von 1938 sieht man den ältesten Gebäudeteil des Sanatoriums. Nach starken Beschädigungen im zweiten Weltkrieg wurde von diesem Gebäude der linke Teil abgerissen und 1949 durch einen flacheren und wesentlich breiteren Neubau ersetzt, während der rechte Gebäudeteil zu Büroräumen für die Verwaltung umgebaut wurde. Einen Teil der 1949 neu errichteten Gebäude sieht man oben auf dem Foto des zugewachsenen Sanatoriums - Gebäudes sowie hier gleich unten. Von hier diesem älteren Ursprungs - Gebäude steht heute leider gar nichts mehr.

Das gleiche Sanatorium, jedoch ein anderer Gebäudeteil und in einer anderen Zeit, nämlich im Jahr 1956. Man sieht hier das Hauptgebäude, unten an den Rundbögen ist noch die großzügige Wandelhalle zu erkennen, die einen schönen Weitblick in die Landschaft erlaubte. Der Gebäudekomplex steht heute noch, verfällt aber und ist stark von der Vegatation zugewuchert, ähnlich

Sanatoriums - Hauptgebäude im Jahr 1956
Innenfoto von 2014 aus dem älteren Gebäudeteil

wie das Gebäude weiter oben auf dem Foto. Noch ein weiteres Foto aus dem Inneren des Sanatoriums, genauer aus dem älteren Gebäudeteil, welches von Herrn Manfred Kulessa aus Marienwald bei einer Begehung geschossen wurde, die allerdings bereits im Jahre 2014 stattfand. Inzwischen dürfte es an dieser Stelle noch deutlich schlechter aussehen. Der Verfall frisst sich ständig tiefer in die Bauten. Es ist eine Schande, welche Werte da einfach so verfallen. Die Gemeinde würde zwar sehr gerne die Gebäude neuen Nutzungen zuführen, Ideen dafür gibt es genug, jedoch scheitert es bislang an komplizierten und kaum klärbaren Eigentumsfragen. Das Areal und die Gebäude darauf gehören verschiedenen Erben, Teile davon sind wieder an andere verkauft, aber niemand kümmert sich darum und einige stellen sich für eine Neunutzung quer.

Bei allem Andenken an die “gute alte Zeit” und ihre große Bedeutung in Sachen Kur und Erholung für Marienwald, sollte man aber nicht die nach wie vor ebenso hohe Erholungsqualität von Marienwald und der ganzen Region vergessen. Hier gibt es keine regulierten Betonbett - Bächläufe, sondern richtig wilde Wasser, könnte man sagen. Naturbelassene Bäche, die sich durch endlose Wälder mit bester Luft schlängeln. Weiterhin kennzeichnen zahlreiche Waldseen und Wege ohne Ende die Landschaft.

Waldgebiet bei Marienwald
alter Eisenbahntunnel bei Marienwald

Einige ältere Einwohner werden sich vielleicht noch daran erinnern, sofern sie zur Zeit des aktiven Bahnverkehrs mal mit dem Zug gefahren sind, dass ungefähr 1,5 km vor dem Bahnhof Marienwald ein relativ langer Eisenbahntunnel lag, der den Luchsberg durchquerte. Der Tunnel hat eine Länge von immerhin 724 Metern. Im Lauf der Jahrzehnte geriet er  in völlige Vergessenheit, da 1965 die Tunnelportale zugemauert und mit Erdreich angefüllt wurden. Es wurden kleine Nischen mit verschlosssenen Stahltüren eingebaut, um Begehungen zur Kontrolle zu ermöglichen. Diese wuchertern aber zu. 2017 gelang es, eine Tür frei zu legen und zu öffnen und den Tunnel zu begehen, erstaunlich, wie gut er noch erhalten ist.

Bis zum heutigen Tag gut erhalten ist die alte Villa des Herrn Dr. Klapp, der einer der Gründer des damaligen Sanatoriums war. Das Sanatorium ist, wie weiter oben beschrieben, schon längst Geschichte, auch direkte Nachfahren des Herrn Dr. Klapp gibt es hier längst nicht mehr, aber seine einstige, stolze Wohnvilla in der Erlenmeyerstraße ist noch vorhanden. Das prächtige Anwesen wurde um 1990 herum von der Familie Haugk erworben und liebevoll renoviert. Hinter dem Gebäude erstreckt sich noch ein parkähnlicher Garten.

Villa des Dr. Klapp in Marienwald
ehemaliger Bahn - Güterschuppen von Mariienwald

Ein weiteres Relikt aus der guten, alten Bahnzeit existiert ebenfalls heute noch, wie dieses aktuelle Foto beweist, was uns freundlicherweise Herr Reuter sandte. Es ist der alte Güterschuppen, der sich rund 50 m links vom Bahnhofsgebäude (siehe weiter oben) auch heute noch befindet. Leider wirkt er derzeit etwas vergessen, er diente bis vor etwa 15 Jahren als Autowerkstatt und

gehört auch schon seit Jahrzehnten einem Privatmann. Der Zustand ist gar nicht mal so schlecht, wie man beim ersten Blick vermuten würde, nur die Vegetation wuchert halt inzwischen etwas übermächtig um das Gebäude. Es gibt allerdings Pläne, in dem Gebäude ein Café einzurichten, in dem sogar eine Eisenbahn - Ecke als Dauerausstellung gestaltet werden soll, die an die gute, alte Bahnzeit von Marienwald und von Reichenweiler erinnert. Wann dieses Vorhaben umgesetzt wird, ist derzeit noch offen, weil die Bauanträge für den Umbau und sonstige Genehmigungen noch in der Schwebe sind.

Leicht wild, aber immer noch gut erhalten ist der ehemalige Kurpark, der im Volksmund “Der Zwitscherpark” genannt wird, neben dem alten, längst geschlossenen Sanatorium. Im Sommer bieten die insgesamt 4 Parkwege durch die hohen Bäume eine angenehm frische Kühle.

Zwitscherpark in Marienwald

Eine Besonderheit dieses Park ist, dass alle 4 Wege so verschlungen angelegt sind, dass sie am Ende immer wieder an mehreren Stellen aufeinander treffen. Durch die geschickte Anordnung der dichten Baumgruppen hat man den Eindruck, dass der Park schier unendlich groß sein müsste, obwohl manche der Wege an einigen Stellen in nur vielleicht 20 m Abstand voneinander verlaufen. Weil die Wege kaum gerade Strecken kennen, sondern wie eine Schlange immer wieder kurvenreich ihre Richtung wechseln, verliert der Wanderer das Gespür für die Raumverhältnisse, man erlebt den Park viel größer, als er ist. Die gesamte Parkfläche beträgt nur rund 7.500 m², es wirkt durch diese Tricks jedoch eher wie wie mehr als das Zehnfache. Damals trug er ursprünglich den Namen “Dr. Klapp - Park”, da der Gründer des Sanatoriums auch diesen Park größtenteils selbst konzipiert haben soll. In der Bevölkerung hieß er jedoch immer schon “Der Zwitscherpark”, vermutlich weil der Bestand an Vögeln dort außergewöhnlich hoch ist. Am Ende des letzten Winters wurden die 2 breiteren

im Zwitscherpark wurde stellenweise die Asphaltschicht der Wege erneuert

Wege des Zwitscherparks umfangreich saniert und erhielten eine neue Asphaltschicht, so dass er jetzt wieder für etliche Jahre gut begehbar und für Pflegefahrzeuge befahrbar ist. Die Bereiche der kleineren Wege wurden absichtlich im etwas verwilderten Zustand gelassen, weil ihm das eine besondere Atmosphäre gibt und bestimmte Vegetationsarten, aber auch die Tierwelt, wie Vögel und Bienen begünstigt.

Wie schon in den drei Jahren davor, wurde im Januar 2018 wieder mit sehr großem Erfolg die überaus beliebte Musikschulgala - Veranstaltung durchgeführt. Aus Platzgründen fand sie in diesem Jahr erstmalig nicht am Sitz der Musikschule in Marienwald statt, sondern in der großen Aula der Gesamtschule in Reichenweiler. Hier hatten die Veranstalter den richtigen Riecher, denn es fanden über 350 Zuhörer den Weg dorthin. Wie immer wurden die Einnahmen aus den Eintrittskarten zu 70 % zugunsten von Kinderhilfsprojekten gespendet. Die restlichen 30 % gehen voll in den Unkosten der Veranstaltung auf. Alle Künstler, die Darbietungen der Spitzenklasse ablieferten, stammten aus dem Pool von Schülern und Lehrkräften der Musikschule, genau wie Juanita Klein auf dem Foto, die tolle Songs aus ihrem unerschöpflichen Bossa Nova - Repertoire vortrug.

Musikschulgala 2018, Auftritt Juanita Klein
Dampfzug im Sommer 1960 kurz vor Marienwald

Noch eine Erinnerung an die gute alte Eisenbahnzeit in Marienwald. Das Foto, welches an einem heissen Tag im Sommer 1960 entstanden ist, zeigt den sogenannten Mittags - Personenzug ungefähr 3 km vor dem Bahnhof Marienwald. Etwa 400 m links hinter dieser Stelle begann der weiter oben gezeigte Tunnel. Die Lok fuhr hier übrigens meist rückwärts, also mit dem Tender voraus. In Marienwald wurde sie dann vor den Zug rangiert, um in

“normaler” Fahrtrichtung (mit Kessel voraus) die Rückfahrt anzutreten. Zu dieser Zeit wurden die Züge durchaus noch rege genutzt, nicht nur von Pendlern und Schülern, sondern vor allem auch von Kurgästen und deren Besuchern, deren Ziel das Sanatorium war. Immerhin wies der Fahrplan 1960 noch 7 Zugpaare pro Tag aus, also insgesamt 14 Personenzugfahrten. Hinzu kamen noch einige Güterzugfahrten nach Bedarf, die meist gegen 10 Uhr eintrafen und gegen 14.30 Uhr wieder retour fuhren. Das alles ist lange Geschichte. Nur zwei Jahre später war Schluß mit den Personenzügen und ein weiteres Jahr später endete auch der Güterverkehr. An der Stelle, wo wir hier den Zug sehen, befindet sich heute eine Kreisstraße, die 1976 gebaut wurde.

Marienwald baut seinen Status als die “Kunstmetropole” von Reichenweiler immer mehr aus. Dabei war die Musik bislang die  beherrschende Kunstform in Marienwald, doch nun gewinnen zusätzlich die bildenden Künste ebenfalls an Bedeutung. So gab es eine Ausstellung mit sogenannten Schnellkunst - Gemälden der Marienwalder Pop - Art - Malerin Silke Loeb. Darunter auch dieses Werk “Frau Z in der Morgenröte” aus dem Jahr 2013. Nun wird das

Gemälde von Silke Loeb - Frau Z in der Morgenröte

gewiss nicht jeden ansprechen, aber Frau Loeb hat unter Kennern einen sehr guten Namen. Das Projekt “Schnellkunst” wurde sogar von Frau Loeb bereits 2002 ins Leben gerufen und ist inzwischen weltweit verbreitet. Hierbei werden interessante Gemälde absichtlich in kürzester Zeit erstellt. So wurde das vorliegende Bild “Frau Z in der Morgenröte” in rund 15 Minuten erstellt und als besonderer Clou ist es nicht auf Leinwand, auch nicht auf Holz, sondern auf eine weiss emaillierte Blechtafel gemalt. Wer mehr Interesse an den Werken von Frau Loeb hat, kann gerne am 08. Juli am Tag der offenen Tür in ihrem Atelier in der Frankenstraße 31 ab 10 Uhr vorbeischauen. Es besteht auch die Möglichkeit, Kunstwerke zu erwerben.

Frau Beatrix Wiemers kaufte ein kleines Einzelgebäude des alten Sanatoriums

Eine neue Verwendung findet nun das sogenannte kleine Bäderhaus des alten Sanatoriums. Das abgesetzte Gebäude, welches erst 1959 am Rand des Geländes errichtet wurde, hat nun Frau Beatrix Wiemers (37) gekauft. Durch den jahrzehntelangen Leerstand weist das Bauwerk überall einen erheblichen Renovierungsbedarf auf, jedoch nicht ganz so extrem, wie die meisten anderen

Bauten auf dem alten Sanatoriumsgelände. Durch seine Lage am Rand von diesem verfügt es zudem über eine gut erreichbare eigene Zufahrt vom Rosenweg aus. Im Gegensatz zu den meisten anderen alten Sanatoriums - Gebäuden ist es im Verhältnis eher klein und hier waren die Eigentumsfragen geklärt. Die Alteigentümer waren sofort zu einem Verkauf des Gebäudes einschließlich 850 m² umliegender Grundstücksfläche bereit. Der

das ehemalige kleine Bäderhaus

Preis war, auf Grund des hohen Renovierungsbedarfs sehr günstig und genau darin sah Frau Wiemers die Chance, sich hier für relativ wenig Geld mit sehr viel Eigenleistung beim Renovieren aus dem eher nüchternen und schnörkellosen ehemaligen Zweckbau ein gemütliches Eigenheim zu schaffen. Als Kuriosum mutet auf den ersten Blick der Zugang zur  Haupt - Haustüre an, die über eine befahrbare Schrägrampe erreicht wird. Das liegt daran, da man schon damals das Gebäude für Rollstuhlfahrer barrierefrei gebaut hat, da oft stark gehbehinderte Patienten unter den Kurgästen waren. Diese Rampe möchte Frau Wiemers auch so erhalten, nur halt modernisieren, da deren Stahlträgerunterbau rostig ist. In dem Haus gibt es, abgesehen vom Keller und von Toilettenräumen, ansonsten nicht sehr viele Räume, insgesamt nur vier, dafür sind diese aber sehr groß und nahezu alle Räume sind innen als große gekachelte Bäder gehalten, wo früher die Kurgäste diverse Spezialanwendungen mit Heiltinkturen erhielten. Das muss erst alles raus, um daraus Wohnräume zu machen. Frau Wiemers geht da ganz systematisch vor, sie hat erst mal einen Raum provisorisch hergerichtet, in dem sie schon von Anbeginn an wohnen kann und die weiteren Umbauten und Renovierungen können in den anderen Räumen dann gemütlich, so wie es die Freizeit erlaubt, angegangen werden. Sie geht davon aus, dass es auf diese Weise rund zwei, vielleicht sogar drei Jahre dauern wird, bis alles fertig ist, da sie fast alles alleine macht. Wenn das Haus mal fertig ist, bietet es satte 180 m² Wohnfläche in vier sehr großen Räumen. Den alten, fast schon riesigen Raumzuschnitt will sie absichtlich so lassen, weil es ein anderes großzügigeres Wohngefühl ergibt. Es kommt ihren eigenen Vorstellungen sehr entgegen, denn sie sagt, lieber wenige Räume mit sehr viel Platz, als viele Räume mit wenig Platz, wo man immer irgendwie durch Wände eingegrenzt wird, was dann am Ende auch die Variabilität der Nutzungsmöglichkeiten stark einschränken würde. Neben dem Haus wird in nächster Zeit noch eine Fertiggarage errichtet, da sie vor allem im Winter ihr Auto nicht draußen stehen lassen möchte, alleine schon aus “Faulheit”, wie sie sagt, denn so braucht man im Winter morgens das Auto nicht erst noch von Schnee und Eis zu befreieen. Wenn das Gebäude fertig ist, wird sie auf dem großen Grundstück einen dreigeteilten Garten einrichten. Ein Teil soll als schlichte Rasenwiese zum Entspannen einladen, während ein weiterer Teil Gemüsegarten wird und der dritte Teil soll vor allem im Randbereich mit Blumen, Bäumen und Sträuchern begrünt werden.

ehemalige Bahntrasse bei Marienwald heute

Die ehemalige Bahntrasse, die einst zum Bahnhof Marienwald führte, ist vor dem bereits weiter oben erwähnten Tunnel, also auf der Seite, die ortsauswärts führt, zum Teil noch erstaunlich gut erhalten. Während die Seitenböschungen stark zugewuchert sind, ist der obere Teil, wo einst das Gleis lag, kaum zugewachsen und das, obwohl das Gleis schon vor über 30 Jahren abgebaut wurde. Das liegt eventuell daran, dass hier früher reichhaltig gegen Unkraut gespritzt wurde, wovon heute noch Reste im Schotter schlummern. Auf Grund des Zustandes eignet sich die Trasse sehr gut, um einen Fahrradweg darauf zu errichten, der dann aus dem Gemeindegebiet heraus führen würde in Richtung Dahlburg. An den Kosten müssten sich dann aber, neben der Gemeinde Reichenweiler auch die

Gemeinde Dahlburg sowie weiter an der Trasse folgende Gemeinden beteiligen. Es macht keinen Sinn, solch einen Radweg nur auf dem Gebiet der Gemeinde Reichenweiler - Marienwald zu bauen, wo er dann nach rund 3 km im Nichts enden würde. Am Ende würden ja alle beteiligten Gemeinden davon profitieren. Das sehen leider nicht alle so, denn wenn es ums Geld geht, verschwinden die sonst so enthusiastischen Gemeindeväter der Nachbarkommunen sang und klanglos in der Versenkung und halten sich bedeckt. Hier ist also noch etwas Überzeugungsarbeit notwendig. Es sollte klar sein, dass wir hier keinen Luxusradweg haben möchten, sondern einfach und funktionell mit geringen Kosten zu vorzeigbaren und gut nutzbaren Ergebnissen kommen wollen. Für die knapp 3 km, die der Radweg auf dem Gebiet der Gemeinde Reichenweiler verlaufen würde, kämen dann Erstellungskosten von maximal 180.000 Euro zu, eher sogar noch 40.000 Euro weniger, weil der Untergrund noch so gut erhalten ist. Die jährlichen Unterhaltskosten werden mit etwa 6.000 Euro auch als eher gering eingestuft.

Ideengeber sind gefragt und genau hier betätigt sich Frau Gisela Eisenlohr (55), die nun aktiv zur Rettung wenigstens von Teilbeständen der Gebäude des großen, alten Sanatoriums beitragen möchte. Sie ist die Chefin eines Pflegedienstes und möchte die noch am besten erhaltenen Gebäudeteile des ehemaligen Sanatoriums zu einer Senioren - Wohnanlage mit integrierter Pflegebetreuung umbauen. Eine Idee, die angesichts stetig steigender Zahlen pflegebedürftiger Senioren, in jedem Fall eine

Frau Gisela Eisenlohr, plant Senioren - Wohnanlage in altem Sanatorium

genauere Betrachtung wert ist. Zugleich bedarf das aber, neben der rein fachlichen Betrachtung, einer nicht ganz einfachen bautechnischen Herausforderung, die es ermöglichen würde, die stark maroden Gebäudeteile von den neu zu verwertenden Gebäuden so zu trennen, dass alles am Ende sowohl funktionell, als wie auch äusserlich ein rundes und sauberes Bild abgibt. Dazu gesellt sich dann noch die stets alles begleitende Frage: Wer soll das bezahlen? Ein Mammutprojekt dieser Größe wäre finanziell gewiss nicht von Frau Eisenlohr privat zu stemmen, hier reden wir von einem Projekt, welches am Ende einen zweistelligen Millionenbetrag verschlingen würde, die Gemeinde sieht ihre Aufgabe unterdessen nicht wirklich darin, eine Senioren - Wohnanlage zu errichten und zu betreiben, wenngleich eine Bezuschussung denkbar wäre. Das Projekt würde am Ende in der angedachten Form eine Größe annehmen, die es nicht nur für Senioren aus dem Gemeindebereich interessant macht, sondern locker den Bedarf aus einem Umkreis von 50 bis 70 km abdecken könnte, zumal in den Nachbarkommunen bis heute keine vergleichbaren Einrichtungen vorhanden sind. Hier sind also noch sehr viele fachliche sowie baufachliche Fragen zu klären. Klar ist, dass die Gemeindeverwaltung von Reichenweiler diesem Ansinnen sehr positiv und wohlwollend gegenüber steht und zu dem Gelingen beitragen möchte. Das hat mehrere Gründe. Einerseits eben, um den stetig steigenden Bedarf an seniorengerechten Wohnmöglichkeiten deutlich besser abzudecken, aber auch andererseits, um endlich den großen, ungenutzten Schandfleck des alten Sanatoriums im Ort Marienwald zu beseitigen und den eigentlich schönen Gebäuden wieder neues Leben einzuhauchen.

Kreisstraße 17 im Rauschetal  2 km vor Marienwald

Die Kreisstraße 17, die in weitem Bogen westlich durch das Rauschetal verläuft und als ländliche Nebenstrecke Marienwald mit Reichenweiler verbindet, wobei zugleich 2 kleine Außensiedlungen angebunden werden, sollte sehr breit ausgebaut werden, damit sie besser als Ausweichstrecke zwischen diesen Ortsteilen dienen kann. Diese Pläne sind nun endgültig vom Tisch. Ein solches Juwel an ruhiger, idyllischer Landstraße darf man nicht zerstören, in dem man die Strecke wie eine Bundesstraße ausbaut. Die hierfür vorgesehenen

Mittel werden demnächst teils zur Überarbeitung des stellenweise maroden Fahrbahnbelags der K 17 genutzt, wobei im Endeffekt wieder ein durchgehend guter Straßenzustand hergestellt wird, jedoch keine Verbreiterung und kein Ausbau für höhere Verkehrslasten. Die Straße bleibt auch nach dieser Überarbeitung weiterhin für den LKW - Verkehr ab oberhalb 7,5 Tonnen gesperrt. Sie wird ihren ruhigen Charakter behalten und wohl auch weiterhin nur ein Geheimtipp für Insider bleiben. Trotzdem dürfen sich ab 2020 die Berufspendler freuen, die zwischen Marienwald und Reichenweiler fahren, da die Bundesstraße (vorwiegend auf Kosten des Bundes) an den neuralgischsten Stellen um je eine Fahrspur in jede Richtung erweitert wird, mit anderen Worten, wird diese Hauptstraße danach zu rund 30 % der Gesamtstrecke vierspurig ausgebaut sein, was in der Wirkung für den Verkehr sicherlich mehr Entlastung bringen wird, als ein Ausbau der wesentlich längeren, ländlichen K 17.

Durchweg für Begeisterung sorgte der allererste Auftritt der erst kürzlich gegründeten Band “Spadrolon”, die bei glühend heissen Sommertemperaturen am 4. August einen 20-minütigen Auftritt auf dem Sommerfest der Musikschule Marienwald hinlegten. Die Band ist zwar erst im März neu gegründet worden, setzt sich jedoch nicht aus Musikneulingen zusammen, sondern ausnahmslos aus ehemaligen Schülerinnen und Schülern der Musikschule. In sehr

Auftritt der Band Spadrolon beim Sommerfest der Musikschule

gekonnter Art präsentierten sie einen Auszug ihres Repertoires, welches sich zu 60 % aus selbst komponierten Titeln zusammen setzt und rund 40 % sind überarbeitete Versionen teils bekannter Latin-, Jazz- und Rocktitel. Die Bandmitglieder sind inzwischen alle im Altersbereich zwischen 35 und 65 Jahren, also alles andere als eine Teenieband, was sich auch in der musikalischen Reife zeigt. Kein primitives Rap- oder Hiphop - Gestammel, sondern ausgefeilt bearbeitete Stücke sind bei Spadrolon angesagt, die übrigens alle in Noten gefasst einstudiert werden. Eins ist klar, bei dieser musikalischen Qualität will man davon mehr, viel mehr, sehr viel mehr und die so einmal angefixten Musikliebhaber dürfen sich auf einen einstündigen Auftritt der Band im Oktober freuen, der schon fest im Programm verankert ist.

Neue Chorleiterin Ellen Malitzki

Bleiben wir gleich bei der Musikschule, denn selbige hat ab sofort eine neue Leiterin des Chors der Musikschule, Frau Ellen Malitzki (37). Frau Malitzki, die gebürtig aus Österreich stammt, liegt besonders der Jazz und Swing am Herzen und so möchte sie den Chor künftig etwas mehr in diese Richtung “trimmen”, wobei der gemischte Chor schon seit Jahren im Jazzbereich engagiert ist, bislang aber vorwiegend im Popbereich.

Weiter mit der Musikschule!  Ein neues Supertalent an der Orgel, vornehmlich an der Hammondorgel sowie am Keyboard, wurde von der Musikschule hervorgebracht. Es ist die zehnjährige Susanne Ohlenhardt, die an den Tasten absolut erstaunliches zustande bringt. Neben hochkomplizierten Stücken, vornehmlich aus der Welt des Jazz, intoniert sie auch gerne wundervolle Eigenkompositionen. Nebenbei spielt sie gelegentlich aber

Organistin Susanne Ohlenhardt

auch bei Veranstaltungen oder nur so zum Üben Titel aus den Bereichen Klassik und Popmusik. Schon seit ihrem vierten Lebensjahr ist sie an den Orgeltasten aktiv. Fachleute bestätigen ihr, dass sie manchem Profi an diesem Instrument um Lichtjahre voraus ist. Susanne und Orgel das ist gewissermaßen eine unzertrennliche Einheit. Es wird gesagt, dass dies zu erwarten gewesen wäre, da ihre Mutter keine geringere ist, als die Berufsmusikerin und Organistin Mona Ohlenhardt, die bereits in den 1980er Jahren unter dem Namen Mona2 zahlreiche Tonträger mit Hammondorgelmusik herausbrachte und zudem über eine der größten Sammlungen von Wurlitzer- und Hammondorgeln in Europa verfügt. Darüber hinaus arbeitet ihre Mutter “Mona2” seit 2006 auch als freie Dozentin für das Fach Orgel an der Musikschule, also alles sehr prägende Voraussetzungen, die Susannes Talent zweifellos stark begünstigt haben.

Herr Aurassa richtet in der alten Druckerei eine neue Druckerei ein

Einige ältere Mitbürger werden sich vielleicht noch erinnern, in einem Nebengebäude des Sanatoriums gab es seinerzeit sogar eine hauseigene, kleine Druckerei. Der Bau ist nur von der Rückseite des Sanatoriums, über die Roentgenstraße zu erreichen, der Betrieb dieser Druckerei wurde sogar schon 1998 eingestellt, also 5 Jahre vor dem Ende des Sanatoriums. Die abgesetzte Lage als alleinstehendes Nebengebäude kommt ihm jetzt zugute, denn Herr Emanuel Aurassa (27) konnte es, nebst rund 1.200 m² Grundstück,

relativ günstig erwerben. Zusammenhängend mit dem großen Gesamtkomplex wäre das undenkbar gewesen. Der Zustand des Anwesens ist nach rund 20 Jahren Leerstand natürlich nicht als gut zu bezeichnen, aber dennoch wesentlich besser, als erwartet. Sogar die alten Druckmaschinen stehen noch darin. Herr Aurassa möchte in dem Gebäude auch wieder eine kleine Druckerei einrichten, natürlich nicht mit der alten, längst überholten Technik, die ist mehr ein Fall fürs im Kernort geplante Heimatmuseum. Nach einer sachlich zweckmässigen Renovierung ohne besondere Schnörkel, wird innen aktuelle, computergestützte Drucktechnik Einzug halten, die es Herrn Aurassa ermöglicht, den Druckbetrieb zunächst alleine im Einmannbetrieb aufzunehmen. Die Renovierungsarbeiten laufen bereits und sind voll im Zeitplan. Voraussichtlich kann der Druckbetrieb Ende Oktober oder spätestens Mitte November starten. Wer nun erwartet, dass Herr Aurassa dort Zeitungen, Bücher oder ähnliche Dinge druckt, der sieht sich enttäuscht, denn für einen Hauptkunden wird er vorwiegend spezielle Warenettiketten und Warenaufkleber drucken. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass später auch der Druck von Zeitschriften, Büchern usw. hinzu kommt.

Für Freunde der Kunst, insbesondere der Malkunst, gibt es im Ortsteil Marienwald ein neues Highlight. Hier hat die Galerie Meerkatz ab sofort ihr neues Ausstellungsgebäude eröffnet. Neu ist dabei gewiss der falsche Begriff, denn Herr Winfried Meerkatz kaufte hierfür die verfallene Burgscheune der Habichtsburg, die einst in diesem Bereich stand. Die Habichtsburg verfiel bereits vor rund 100 Jahren, nur diese Scheune war noch übrig geblieben, in einem desolaten Zustand. Mit Fachfirmen ließ Herr Meerkatz das Gebäude, welches unter Denkmalschutz steht, stilgetreu auf- und

Galerie Meerkatz in der ehemaligen Burgscheune

umbauen, so dass jetzt ein würdiger Rahmen besteht, in dem die komplette Verkaufsausstellung der Galerie Platz findet. Das war bislang noch nie der Fall, da am alten Standort in der Merowinger Straße 17, mitten in Marienwald gelegen, die Raumverhältnisse dafür immer viel zu eng waren. Die Burgscheune wurde innen so hergerichtet, dass das Erdgeschoss quasi eine durchgehende Ausstellungshalle ergibt, während im Keller Platz für wechselnde Veranstaltungen frei bleibt. Dabei beschränken sich diese Wechselveranstaltungen nicht nur auf die Ausstellung von Gemälden oder Skulpturen, sondern das können ab und zu auch Konzerte in kleinem Rahmen (bis max. 30 Zuhörer) sein. Im Dachgeschoß befinden sich unterdessen die Büros der Galeriebetreiber. Direkt am Waldrand gelegen bietet auch die Außenatmosphäre ein sehr angenehmes Umfeld, um den Kunstgenuß abzurunden. Für den Sommer sind auf dem Außengelände auch kleine Veranstaltungen geplant, die im Zusammenhang mit Kunst stehen. Parkplätze gibt es in reichlicher Auswahl etwas abgesetzt rund 25 m hinter dem Gebäude neben der Hauptzufahrtsstraße (Lohkammerweg). Die Renovierung mit Umbau zur Galerie und Umgestaltung des Außengeländes haben zusammen über 650.000 Euro gekostet. Rund 17 % davon werden vom Denkmalschutz und der Gemeinde gefördert, der Rest wurde von Herrn Meerkatz privat finanziert.

.

.