Gemeinde 2
Ehemaliges GEWO - Silo in Reichenweiler im Jahr 1964

Die Älteren werden sich teils noch an das markante Silogebäude der GEWO - Handelsgesellschaft, vormals Höller - Landhandel, in der Saarstraße erinnern. Es stand parallel zur Bahnstrecke, etwa 2 km vor dem Bahnhof Reichenweiler und verfügte einst sogar über einen eigenen Gleisanschluß. Das Foto aus dem Jahr 1964 zeigt den einst imposanten Betonbau, der kilometerweit zu sehen war, je nach dem, von welcher Seite man auf Reichenweiler blickte. Nachdem in den 1950er Jahren dort stets Hochbetrieb herrschte und täglich mehrere Waggons verladen wurden, ging es ab 1963 rapide bergab, weil sich die Strukturen im Landwarenhandel veränderten. Etwa um 1965 herum wurde nur noch ein Güterwaggon pro Woche verladen. Im Jahr 1967 war dann endgültig Schluß. Bis 1976 stand der Bau noch und wurde schließlich gesprengt.

Eine weitere Erinnerung an einen ehemaligen Betrieb, der einst eine beachtliche Größe hatte, die SIMA - Werkzeugfabrik, hier ein Foto aus dem Jahr 1963. Wer bei Werkzeug an kleine Schraubendreher denkt, liegt hier falsch, die Firma produzierte riesige Großwerkzeuge für die Industrie. Ihre große Zeit hatte die Firma vor dem zweiten Weltkrieg, 1938 mit beachtlichen 410 Beschäftigten. Nach dem Krieg ist der Betrieb nie wieder zur alten Größe erstarkt, er dümpelte mit etwa 50 Leuten dahin, wurde 1965 noch von einem Konzern übernommen, dann aber 1969 geschlossen. Die Fabrikgebäude wurden 1972 abgerissen, für neue Nutzungen waren sie wenig brauchbar, da sie wegen Restschäden vom Krieg marode waren.

SIMA - Werkzeugfabrik im Jahr 1963
ehemaliger Bürgermeister von Marienwald Dr. Ewald Kämper

Hier haben wir noch ein Bild vom ehemaligen Bürgermeister von Marienwald, Herrn Dr. Ewald Kämper. Er “regierte” noch zu einer Zeit, als Marienwald eine völlig eigenständige Gemeinde war, nämlich von 1956 bis 1966. Herr Dr. Kämper war sehr beliebt in der Bevölkerung, da er in seiner Amtszeit viel für den Ort geschaffen hat, worauf andere Gemeinden teils mit Neid, meistens jedoch mit hoher Anerkennung reagierten. Er stellte u.a. bereits die Weichen für die Einführung der heute überregional gelobten Musikschule.

Das waren die Anfänge der Firma Riemenschneider. In teils etwas heruntergekommenen kleinen Hallen am östlichen Rand des Industriegebiets Oberes Graumaar, die zuvor schon etliche Jahre leer gestanden hatten, gründeten im Jahr 1958 Gerd und Adalbert Riemenschneider einen kleinen Produktionsbetrieb für die damals sehr beliebten Musiktruhen, auch Tonmöbel genannt, die unter verschiedenen Markennamen vertrieben wurden. Die Geräte wurden anfangs noch in der bewährten Röhrentechnik gebaut. 1965 zog sich Adalbert Riemenschneider aus dem Betrieb zurück. 1970 nannte sich die Firma um in GRC, unter dem Namen existiert sie auch heute noch, allerdings in moderneren Hallen, die gleich neben dem

erste Fabrikationshalle der Firma Riemenschneider 1962, heute GRC

alten Standort etwa 1979 errichtet wurden. Tonmöbel wie Musiktruhen oder Kompaktanlagen werden dort allerdings schon lange nicht mehr produziert, denn seit 1974 werden nur noch hochwertige elektronische Meß- und Steuerungsanlagen sowie automatische Sicherheitssysteme hergestellt, die vorwiegend in der Industrie zur automatisierten Ablaufsteuerung von Produktionsprozessen benötigt werden. Hauptabnehmer ist hier die chemische Industrie und zwar weltweit.

1973, Blick vom Ginstergraben - Wanderweg am Stromberg

Noch im Jahr 1973 konnte man dieses Bild in Echt erleben, wenn man zufuss den Wanderweg am Ginstergraben von Ranzdorf nach Reichenweiler ging. Kurz vor dem Erreichen des Gewerbeparks Nord, wo der Wanderweg damals endete, bot sich seitlich am Hang des Strombergs dieses Bild mit den beiden Schornsteinen auf der südlichen Seite. Hinter dem Berg, also in nordwestlicher Richtung, verlief damals die Bahnstrecke zum Bahnhof Reichenweiler, während sich auf der hier abgebildeten Bergseite nur endlose Wiesen und Felder anfügten. Heute ist dieser gesamte Bereich längst bebaut, der Gewerbepark hat sich wie ein Gürtel um den Berg gelegt und im Nordosten fügt sich seit etwa 1995 auch noch Wohnbebauung an.

Zur jüngeren Historie zählt ohne Zweifel die sehr langgezogene Halle der heutigen Metallbau - Firma Hasper, die etwas abgesetzt leicht außerhalb im Südwesten des Gewerbeparks Nord des Kernorts liegt. Zunächst entstand hier 1964 die Chemiefabrik Ranex, die hier nur bis 1976 extrem hochwirksame Spezialreinigungsmittel herstellte. Wegen gestiegender Umweltauflagen, die die Firma wegen schlechter Bilanz nicht umsetzen konnte, schloss der Betrieb. Nach Demontage der inneren Anlagen wurde das Areal 1981 von der Metallbaufirma Hasper übernommen, die so endlich expandieren konnte, was am alten Ort in der Wiesengasse nicht mehr möglich war. Die Firma Hasper hat hier

Firma Hasper - Metallbau, Foto aus 1982

auch heute noch ihren Hauptsitz, neben einem Zweigbetrieb im Ruhrgebiet und einem weiteren bei Darmstadt. Vor rund 6 Jahren geriet die Firma Hasper etwas in die Schlagzeilen, wegen starken Abbaus von Personal, der jedoch in erster Linie der Einführung von hochmoderner Technologie geschuldet war. Einst arbeiteten in der großen Halle über 150 Menschen, inzwischen wurde diese Zahl auf unter 40 geschrumpft, weil die computergestützten Maschinen einfach nicht mehr Personal benötigen. Die Firma Hasper produziert u.a. vorgefertigte Metallteile, Eisenträger und Baugruppen für den Hallen- und Gebäude - Bau sowie Brückenelemente aus Stahl sowie sogenannte Bausatz - Brücken. Bilanztechnisch steht die Firma gut da und der modernisierungsbedingte Personalabbau ist seit 2016 zum Stillstand gekommen. Das obige Foto zeigt die Haupthalle der Firma Hasper (vormals Ranex - Chemie) im Jahr 1982.

Der 1976 geschlossene Polizei - Übungsplatz im Jahr 1965

Kaum jemand weiss noch, dass es im Ortsteil Heiterbach von 1962 bis 1976 mal einen Polizei - Übungsplatz gab, zu dem aus dem 100 km - Umkreis Kräfte zu Übungen anreisten. Später stiegen die Anforderungen, denen genügte die veraltete Anlage nicht mehr und wurde 1976 geschlossen. Sie lag am Ende der Zufahrt zum Entenweiher auf der dem Weiher schräg gegenüber liegenden Seite. Nur noch einige Mauerreste zeugen heute von dem einstigen Übungsgelände.

Dieses Bildchen aus dem Jahr 1960 zeigt die kleinen Anfänge der Maschinenfabrik Bernau & Söhne, die damals im alten Gebäude der ehemaligen Rübenkrautfabrik Schneider ihren ersten Betrieb eröffnete. Das Gebäude an der Leblandtstraße existiert noch heute, sieht aber wegen diverser Umbauten völlig anders aus. Die Maschinenfabrik des Ingenieurs Uwe Bernau und seiner Söhne zog unterdessen im Jahr 1977 in eine neue Halle im Gewerbegebiet Oberes Graumaar um, wo sie auch heute noch unter dem Namen BEMATEC existiert.

Anfänge der Maschinenfabrik Bernau & Söhne in der alten Krautfabrik
Sanatoriums - Querbau im Südwesten im Jahr 2007

In die jüngere Vergangenheit führt uns dieses Foto eines kleinen Teils des schon damals lange geschlossenen Sanatoriums in Marienwald zurück. Das Foto von 2007 zeigt den langen Querbau, der sich im Südwesten an den Hauptbau des Sanatoriums anfügt. Hier waren früher teils Patientenzimmer für besser betuchte Gesundheitsgäste sowie mehrere Praxisräume untergebracht. Vielen Dank an Herrn Leinen, der uns das Foto zur Verfügung gestellt hat.

Hier noch ein industrielles Relikt, an das sich heute so gut wie keiner mehr erinnert, die kleine Halle der Fertigsoßenfabrik Prinz, die auch oft Küchenprinz genannt wurde. Im Prinzip war die Firma ihrer Zeit voraus, sind heute Fertigsoßen ein alltägliches Produkt in fast jeder Küche, so sah das 1966, zu der Zeit als dieses Foto entstand, noch anders aus. Im normalen Haushalt wurden Fertigsoßen wenig genutzt, mehr in Großküchen. Trotzdem gab es auch Kleinpackungen für den Haushalt,

ehemalige Fertigsoßenfabrik Prinz / Küchenprinz im Jahr 1966

die damals nicht etwa in Wegwerftüten mit einer Einzelportion daher kamen, sondern in Glasdosen, das war also damals schon umweltschonender, als die heute üblichen Plastik- oder Alutüten für solche Trockengebinde. In den Glasdosen war meist genug Inhalt, um damit 20 Mahlzeiten zuzubereiten und es wurde einfach per Löffel passend zum Bedarf abgemessen. Im Jahr 1969 wollte die Inhaberfamilie stark expandieren und zusätzlich, wie z.B. die großen Konkurrenten Maggi und Knorr, auch in die Produktion von Tütensuppen einsteigen. Dieses Vorhaben wurde in Angriff genommen und brach dem doch recht kleinen Betrieb durch die hohen Investitionskosten in neue Anlagen und weitere Gebäude, schließlich das Genick. Der Betrieb wurde 1972 eingestellt. Die Gebäude, wie ua. die obige Haupthalle, befanden sich in der Nähe des Reichenweiler Bahnhofs, vom Ort aus gesehen rund 150 m vor diesem. Im damaligen Abrisswahn wurden die eigentlich sehr gut erhaltenen Gebäude noch im selben Jahr abgerissen und ab 1974 wurden auf dem Areal normale Wohnhäuser errichtet.

Gewerbegebiet Im Schaumfeld im Jahr 1956, Seifenfabrik Heymeier

Zu den Anfängen des kleinsten Gewerbegebiets “Im Schaumfeld” führt dieses Bild zurück. Es stammt aus dem Jahr 1956 und zeigt das Hauptgebäude der Seifenfabrik Heymeier, die dort bis 1999 im Auftrag größerer Seifenhersteller Handseifen produzierte. Das Gebäude steht heute noch, ist allerdings durch eine helle Verputzung und einige weitere Anbauten kaum noch wiederzuerkennen. Es dient seit 2002 als Büro- und Werkstattgebäude der Möbelschreinerei Arturos.

Bleiben wir beim Gewerbegebiet “Im Schaumfeld”, denn hier sieht man einen Blick vom Hardtberg über das Schaumfeld - Gewerbegebiet, wie er sich im Jahre 1963 darstellte. Man sieht, wie leer es 1963 noch war, im Vordergrund erkennt man mittig den Lauf des Suhlbachs, im linken Hintergrund einige Hallengebäude. Heute ist hier, bis auf wenige Flächen, alles dicht bebaut und die freie Sicht ist so nicht mehr möglich.

Blick aufs Gewerbegebiet Im Schaumfeld anno 1963
Hochdruck - Presse in der SIMA - Werkzeugfabrik 1966

Dieses Foto aus dem Jahr 1966 sandte uns Herr Richard Klein. Es zeigt die obere Etage der bereits weiter oben auf einem Außenfoto gezeigten SIMA - Werkzeugfabrik, die bereits 1969 geschlossen und 1972 abgerissen wurde. Dort im obersten Stockwerk befand sich eine gewaltige Hochdruck - Presse, die man hier sieht, bei der immerhin schon vollautomatisch Stahlrohlinge zuerst auf rund 900° C erhitzt und dann mit einer Fallpresse in Form gebracht wurden. Solche Maschinen galten damals durchaus noch als hochmodern, umso grösser war die Enttäuschung, als das Werk nur wenige Jahre später geschlossen wurde. Besonders hochwertige Werkzeuge für die Industrie, die teils in große Maschinen eingebaut wurden, fertigte man bei “der SIMA”. Herr Klein arbeitete von 1962 bis zur Schließung selbst an dieser großen Werkzeug - Pressmaschine.

Beliebt bei Angel- und Fischfreunden ist bis heute der bereits 1902 angelegte Dahlmeyersche Fischweiher, der sich im äussersten Südwesten von Reichenweiler am Schwalbenweg befindet. Gegründet wurde er von Ernst - August Dahlmeyer, ging jedoch schon 1924 auf Betreiben von Dahlmeyer an eine Stiftung über. Er dient auch als Naherholungsidyll und verfügt über einen sehr schönen Wanderweg rund um das Ufer.

Dahlmeyerscher Fischweiher, gegründet 1902
Lumpertswiese heute (Sommer 2018) bei Croven (Teilausschnitt)

Die Lumpertswiese beim Ortsteil Croven ist eine sehr große, wannenförmige Talsenke, die sich über eine Länge von 1,8 km erstreckt. Sie war früher dafür berüchtigt, dass sich in ihr das Hochwasser anstaute und dieses oft über ein halbes Jahr dort stehen blieb, weil es keine natürlichen Abläufe gab und weil die Bodenbeschaffenheit in rund 3 m Tiefe eine Art Dichtungs - Sperrriegel bildet, in dem kein Wasser versickern kann. Selbst wenn das Wasser, meist ab Juni oder Juli, dann doch verschwunden war, konnte man die Flächen für nichts nutzen, da nur eine schlickartige Masse zurück blieb, auf der keine Pflanzen wuchsen. Die Oberfläche war dann fast betonartig. 1963 wurde die tiefste Lage der Senke mit künstlich angelegten Entwässerungs - Systemen durchzogen, die Zeiten der Dauerüberschwemmungen waren damit vorbei und es entstand eine herrliche Landschaft mit endlosen, saftigen Wiesen.

Hier sehen wir das Haus Kader in Reichenweiler auf einem Foto aus dem Jahre 1922. Es befand sich an der Kreuzung Lungsheimer Straße / Apollohof. Nicht nur das Haus gibt es schon lange nicht mehr, auch die ganze Kreuzung und der Apollohof sind 1954 bei der Umgestaltung des Ortskerns verschwunden. Es lag in Höhe der heutigen Hausnummer 82. Das Haus hatte im Volksmund zeitweise auch den etwas eklig klingenden Beinamen “Das Pisspännchen”, der darauf zurückging, dass im Erdgeschoss und in einem Anbau von 1790 bis 1912 Nachttöpfe und ähnliche Artikel aus emailliertem Eisenblech in Handarbeit hergestellt und verkauft wurden, die man damals Pisspännchen nannte.

Haus Kader in Reichenweiler
Halle 2 der Mercator - Glashütte in Marienwald 1952

Einen weiteren Blick auf die längst verschwundene Mercator - Glashütte in Marienwald gibt uns dieses Foto aus dem Jahr 1952. Zu der Zeit war sogar die Flachdach - Halle 2 noch in Betrieb, die man hier von ihrer Rückseite sieht. Das ist die Halle, die bereits 10 Jahre später außer Betrieb genommen und schon 1965 abgerissen wurde; siehe auch auf der Seite Gemeinde 1. Unterdessen schien 1952 die Welt der Glashütte noch in Ordnung zu sein und der Laden brummte rund um die Uhr, was nur 10 Jahre später schon anders aussah.

Auf diesem Foto geht es in die ehemallige Generatorenhalle der Glashütte. Das Bild zeigt das Innenleben dieser Halle im Zustand von 1957, man erkennt, dass einige Anlagen schon abgebaut wurden, die Generatorenhalle wurde bereits 1955 stillgelegt, da der Betrieb zu diesem Zeitpunkt noch an das öffentliche Stromnetz mit ausreichend Kapazität angeschlossen wurde. Davor hatte die Glashütte seit ihrer Gründung stets ihren Strom in dieser Generatorhalle selbst produziert, weil es anfangs gar keine Stromleitungen dorthin gab und später, als es welche gab, konnten die nicht genügend Strom liefern, um den ganzen Betrieb zu versorgen. Erst ab 1955 war das in ausreichendem Maße möglich und so wurden die eigenen Generatoren arbeitslos, da es deutlich teurer war, den Strom selbst zu produzieren, als ihn aus dem öffentlichen Netz zu beziehen.

ehemalige Generatorenhalle der Mercator - Glasfabrik 1957
die ehemalige Lungsheimer Kirche, heute Wohnhaus

Eine recht wechselvolle Geschichte kann die ehemalige, kleine Kirche des Ortsteils Lungsheim erzählen. Ehemalig deshalb, weil sie seit 1998 keine Kirche mehr ist, sie wurde ua. aus Kostengründen von der katholischen Kirche geschlossen, weil ein erheblicher Renovierungsstau anstand. So dämmerte sie etliche Jahre ungenutzt dahin, die Bauschäden wurden immer größer. Dann erwarb die Architektin Louise Zimmer 2005 das historische Gemäuer, welches 1896 errichtet worden war, obwohl es vom Stil her noch älter aussieht. Sie baute das ehemalige Gotteshaus nach Einziehen einer Zwischendecke in ihr großzügiges Wohn- und Bürogebäude um, mit satten 570 m² Wohn- und

Nutzfläche. Das nicht minder große 3.500 m² - Grundstück wurde zu einer frischen Parklandschaft umgestaltet, die ua. auf dem vorhandenen Baumbestand aufbaute, wo jedoch große mit Betonplatten belegte Flächen zu gepflegten Rasenbereichen wurden. Stylistisch passende Seitenanbauten aus Bruchstein - Mauerwerk, die einst wesentlich kleiner waren und die Eingangstüre zur Sakristei überdachten, wurden zur unauffälligen Doppelgarage erweitert. Selbst anfangs recht skeptische Lungsheimer empfinden heute den Umbau als sehr gelungen, da das äussere Erscheinungsbild nicht verändert wurde, im Gegenteil, es wurde in einen Bestzustand versetzt, wie die Kirche vielleicht wenige Jahre nach ihrer Errichtung mal ausgesehen hat. Dazu wurden nicht nur alle alten Fugen der Bruchsteine erneuert, sondern auch die Bruchsteine selbst von einer Spezialfirma gesandstrahlt. Sie wirken deshalb wie neu, wodurch die nachträglichen Anbauten, wie die Garage aus neuem Bruchsteinmaterial, gar nicht erst auffallen, weil es ein einheitliches Bild ergibt. Der Denkmalschutz spielte hier auch gut mit, da es hier nur darum ging, das äussere Erscheinungsbild originalgetreu zu erhalten, während man im Innenbereich, bis auf wenige Ausnahmen, der neuen Eigentümerin freie Hand ließ. Ansonsten wäre das ganze Projekt für sie auch uninteressant gewesen, weil nicht nutzbar und der Verfall wäre dann weitergegangen.

Einen Blick in das Jahr 1964 werfen wir hier, mit einem kurze Zeit in seiner Branche durchaus bedeutendem Betrieb, der Spielautomatenfabrik Walter. Es wurden elektromechanische Spielautomaten als Wandgeräte hergestellt, die vornehmlich in Kneipen oder Clubräumen hingen. In den 50iger Jahren spielte diese Firma einst ganz vorne mit, als es in Europa etwa 30 verschiedene Hersteller solcher Geräte gab, war die Firma Walter stets unter den ersten 5 im Bezug auf kompakte Wandgeräte. Großgeräte, wie Flipper oä., wurden hier nie hergestellt, die Frima Walter blieb stets ihrem Spezialgebiet der elektrischen Wand - Kompaktgeräte treu. Der Betrieb an der Gustav - Stresemann - Str. geriet ab 1982 in Schieflage,

ehemalige Spielautomatenfabrik Walter 1964

weil die Einnahmen die Kosten kaum deckten. Während andere Hersteller zu dieser Zeit schon oft auf billige Plastik - Mechanik setzten, hielt die Firma Walter bis zu letzt an den stabilen, langlebigen, aber auch teuren Mechaniken aus Metall fest, was die Geräte im Vergleich zur Konkurrenz teurer machte. Zudem wurde der Trend zu computergesteuerten Bildschirmgeräten verpasst, weil der Firmeninhaber von diesen “Mäusekino - Geräten” (Originalzitat) nichts hielt. Die Abnehmerzahl sank dramatisch und so wurde der Betrieb 1985 geschlossen und 1987 völlig abgerissen, da sich die Gebäude durch ihre verschachtelte Bauweise und den eher schlechten Zustand kaum für eine Nachfolgenutzung eigneten. An er Stelle befindet sich heute ein Supermarkt. Im vorderen Haus befand sich die Verwaltung sowie die Entwicklungsabteilung, während die eigentliche Fertigung der Automaten in den seitlichen Hallen untergebracht war, die immer mal wieder durch Anbauten erweitert wurden, so wie es der Bedarf gerade erforderte. Sehr schön erkennt man auf dem Bild von 1964 noch den damaligen Zeitgeist, denn vor dem Gebäude ist nicht etwa ein großer Parkplatz für die Autos der Beschäftigten, sondern ein langer überdachter Fahrradständer, weil die meisten Mitarbeiter aus dem Umkreis von etwa 5 km stammten und solche Wege fuhr man derzeit üblicherweise noch mit dem Rad, außerdem hatte damals noch längst nicht jeder ein Auto. Also die Zustände, die grünliche Politiker heute gerne hätten, hat es in der “Vorzeit” längst schon mal gegeben, sind also alles andere als neu. Wie zu erfahren war, lebt der einst letzte Firmeninhaber Georg Walter heute in Österreich und erfreut sich mit stolzen 97 Jahren noch bester Gesundheit.

ehemalige Kabelfabrik Dr. Langwald im Jahr 1969, Westseite

Eine weitere einstige Fabrik in Reichenweiler war die Kabelfabrik Dr. Langwald. Hier ein Foto aus dem Jahr 1969, als sie schon lange nicht mehr produzierte, sie wurde 1964 geschlossen, einerseits, weil sie mit großen Konkurrenten nicht mithalten konnte und andererseits, weil ihre Produkte nicht mehr gefragt waren. Man stellte dort seit 1931 nach einem von Dr. Langwald entwickelten Verfahren Kabel her, deren Isolierung nicht aus Kunststoff war, wie es heute üblich ist, sondern aus

mehrlagigem Papier, welches mit einer teerartigen Masse durchtränkt war. 1931 war das durchaus noch üblich, aber durch modernere Kunststoffisolierungen wurden solche Kabel seit den 1950er Jahren immer weniger verlangt, da sie auch nur sehr schlecht abzuisolieren waren, wenn zb. an den Enden Geräte oder Verteiler angeschlossen werden sollten. Als die Firma, die etwas abseits im Nordosten von Reichenweiler an der Heidenwiese lag, 1964 schloss, waren noch alle

ehemalige Kabelfabrik Dr. Langwald im Jahr 1969, Ostseite

Maschinen in funktionsfähigem Zustand abgestellt worden und blieben erhalten. Allerdings begann in Teilbereichen nach kurzer Zeit dann doch der Verfall, weil einige Gebäude auf Grund mangelnder Instandhaltung vorher schon ziemlich herunter gekommen waren. Dieser Prozess setzte sich nach der Schließung natürlich noch rascher fort und aus der Anfangsidee von Herrn Dr. Langwald und seinem Sohn, den Betrieb nach einigen Jahren wieder aufzunehmen, wurde nichts. Es fehlte an Kapital bzw. das beim Eigner durchaus vorhandene Kapital sollte nicht angetastet werden, aber ohne grundlegende Modernisierung wäre eine Wiederinbetriebnahme völlig zwecklos gewesen. So resignierten die Langwalds diesbezüglich wohl und zogen sich in die Schweiz zurück, während der einstige Betrieb verfiel und schließlich im Jahr 1974 abgerissen wurde. Es gab für die besser erhaltene Halle im linken Bildbereich des oberen Fotos noch Kaufinteressenten, aber die Langwalds wollten die Immobilien nicht häppchenweise verkaufen, nur ganz oder gar nicht, aber die maroden Bereiche wollte der Interessent sich verständlicher Weise nicht an den Hals hängen. So wurde schließlich alles abgerissen und in dem Bereich befinden sich heute nur unscheinbare Wiesen, wo vielleicht hier und da vereinzelt noch ein Mauerrest oder kleinere Fragmente von Fundamenten im Winter hervor lugen, wenn die Vegetation gering ist.

Einstiges Sprechzimmer im Marienwalder Sanatorium heute

Der Hobbyfotograf Roland Jäger aus Heiterbach sandte uns dieses Foto von einer Innen - Begehung eines Teilbereichs des alten Sanatoriums in Marienwald. Herzlichen Dank. Zusammen mit seiner Frau und einigen weiteren Fotofreunden, die sich für solche alten, meist verlassenen Objekte interessieren, begehen sie öfters deraritge Immobilien, es gibt dort viel zu entdecken. Hier sieht man ein ehemaliges Sprechzimmer eines Stationsarztes, was noch recht gut erhalten ist, wenn man sich vor Augen führt, dass es schon seit über 30 Jahren leer steht.

Dieses Foto von 1969 zeigt eine der drei Meß- und Schaltwarten der einstigen Marienwalder Mercator - Glashütte kurz nach Einstellung des Betriebes. Alles war zu dem Zeitpunkt sozusagen schon auf Null gestellt, lediglich die Licht - Stromversorgung funktionierte noch. Diese Anlagen, von denen es in jeder Halle eine gab, wären heute ein wahres Eldorado für Technik - Nostalgiker, wo es teils noch Meßgeräte aus der Zeit von 1925 gab (die großen runden Anzeigen), während dazwischen auch “modernere” aus der Zeit um 1950 verbaut waren. Was aus diesen schönen Relikten der damaligen Technikgeschichte geworden ist, ist unbekannt, vielleicht haben ja einige bei Technikfans überlebt.

Meß- und Schaltwarte der Mercator - Glashütte  1969
Teilansicht Industriegebiet Nord im Jahr 1997

Durchaus schon imposant präsentiert sich bereits im Jahr 1997 das Industriegebiet Nord, welches quasi im Nordwesten des Kernorts seit den 1960er Jahren entstand. Lag es anfangs nur südlich der einstigen Bahnlinie, die zum Bahnhof Reichenweiler führte, so erstreckt es sich schon seit den 1990er Jahren an immer mehr Stellen in Richtung Norden, also auch auf der anderen Seite sowie vereinzelt im Flächenbereich der damaligen Bahntrasse. Heute haben wir schon das Problem, dass freie Flächen knapp werden, Erweiterungen müssen dringend her.

In das Jahr 1951 versetzt uns dieses Foto aus der Sammlung von Heinz Kress, vielen Dank hierfür. Es zeigt die Elfenmühle, die sich rund 2 km östlich von Heiterbach in einem Seitental am Verlauf der Heiter befand. Hier noch mit allen Gebäuden. Leider existiert Mühle schon lange nicht mehr, sie wurde 1968 abgerissen, an der Stelle stehen seit 1973 die Gebäude des Gestüts Wallert. Links erkennt man noch das Wasserrad.

Elfenmühle bei Heiterbach im Jahr 1951
Schönheitskönigin 1949: Helen Jardin aus Reichenweiler

Dass Misswahlen oder ähnliches keineswegs eine Erfindung der Neuzeit sind, beweist dieses schöne Bildchen von Helen Jardin. Im Jahre 1949 gewann die damals 22jährige hübsche Frau aus Reichenweiler den westdeutschen Schönheitswettbewerb, der in dem Jahr in München ausgelobt wurde. Mit dem heutigen Pomp solcher Veranstaltungen war es zu der Zeit noch nicht zu vergleichen. Ihr damaliger Preis bestand auch nicht aus Millionenverträgen mit Foto- Agenturen, sondern aus 150 DM in bar und einem Schokokuchen. Übrigens lebte Helen

auch nach ihrem großen Erfolg bei dem Schönheitswettbewerb weiter in Reichenweiler und ging ihrem Beruf als Arzthelferin nach. Nach der Heirat im Jahr 1952 hieß sie Helen Greven, unter diesem Namen dürfte sie vielen Bürgern sicher noch eher bekannt sein. Leider weilt sie nicht mehr unter uns, denn im Jahr 2001 verstarb sie im Alter von 74 Jahren nach einer kurzen, schweren Erkrankung.

Weitaus weniger hübsch, als obige unvergessene Helen Jardin ist der heutige Zustand vieler Gebäude des ehemaligen Sanatoriums in Marienwald. Hier ein Foto aus dem letzten Jahr, welches uns freundlicherweise Herr Ferdinand Ackermann zur Verfügung stellte, vielen Dank. Es zeigt einen früheren Behandlungsraum des einstigen Vorzeigeobjekts von Marienwald. Es ist einfach eine Schande, wie dort Werte ungenutzt verfallen. Wie schon an anderer Stelle beschrieben, stehen einer neuen Nutzung soviele Hürden entgegen, weil große Teilbereiche heute vielen unterschiedlichen Eigentümern und Nachfahren mit ebenso unterschiedlichen Ansichten gehören. Man bekommt die einfach nicht unter einen Hut. Es gibt da welche, die jede neue Nutzung kategorisch ablehnen und lieber weiter dem Verfall zusehen, andere wären offener, aber deren Anteile alleine reichen zur Umsetzung neuer Projekte einfach nicht aus.

Behandlungsraum im ehemaligen Sanatorium Marienwald heute
ehemalige Eisengiesserei Lampe im Jahr 1970

Längst vergessen ist bei den meisten Leuten die ehemalige, kleine Eisengießerei Frank Lampe & Sohn, die sich am Rande des Gewerbegebiets Oberes Graumaar befand. Sie wurde bereits 1971 stillgelegt und danach sofort abgerissen. Das Foto zeigt sie im Zustand von 1970, also ein Jahr vor ihrem Ende. Der Betrieb mit einst 50 Beschäftigten bestand nur von 1958 bis 1971. Es lag an den eingeschränkten Produktionsmöglichkeiten, die dazu führten, dass eine solch kleine Gießerei meist von der großen Konkurrenz übertrumpft wurde und die Kunden abwanderten. Die Lage war für einen solchen Betrieb auch zu nah am Ortskern, mit entsprechenden Belastungen durch Gerüche und Qualmentwicklung.

Ein weiteres Unternehmen, welches längst nur noch seinen Platz in den Geschichtsbüchern der Gemeinde Reichenweiler hat, sind die Baustoffwerke Klinkhammer. Die Fabrik lag ziemlich genau auf halber Strecke zwischen Reichenweiler und Ranzdorf, heute erinnert an dieser Stelle bestenfalls eine große, leicht muldenförmige freie Fläche an deren einstigen Standort. Das Unternehmen wurde schon 1921 gegründet und stellte in seiner Laufbahn vor allem Hohlblocksteine, Zement und spezielle Fertigmischungen für bestimmte Mörtel -, Estrich -  und Putzsorten her. Im Vergleich zu heutigen Unternehmen dieser Branche wurde alles nur in relativ kleinen Mengen produziert. Als der Bauboom der 1950 / 60er Jahre abebbte, ging das Unternehmen in Konkurs und wurde 1974 geschlossen, der Abriß erfolgte 1982.

ex Baustoffwerke Klinkhammer zwischen Reichenweiler und Ranzdorf
ehemalige Schlossfels - Brauerei in Reichenweiler 1963

Eine kleine, aber feine Brauerei hat es in Reichenweiler auch mal gegeben, die Schlossfels - Brauerei. Sie lag an der Saarbrückener Straße, ungefähr 250 m hinter der Bahnbrücke ortsauswärts gesehen auf der linken Seite. Sie wurde bereits 1841 von der Familie Köhler gegründet und im Jahr 1962 geschlossen. In den letzten Jahren ihres Bestehens wurden dort vorwiegend sogenannte Export - Biere gebraut, die vornehmlich im regionalen Umkreis von etwa 100 km Verbreitung fanden. Das Foto zeigt das Sudhaus im schon desolaten Zustand von 1963, als der Betrieb schon ein Jahr ruhte. 

Die meisten Gebäude wurden im Jahr 1964 abgerissen. Nur der ehemalige Frischwasserbrunnen mit Brunnenstube und eine kleine Halle bestehen heute noch, sie befinden sich im Hinterhof des Anwesens Kurz, Saarbrückener Straße 91; die Halle dient heute als Werkstatt und der Brunnen wird ua. zur Bewässerung des Gartens genutzt. Im Vorfeld, dort wo einst das Sudhaus und weitere Gebäude standen, ist heute das Wohn- und Geschäftshaus Saarbrückener Str. 95, dieses Gebäude wurde 1965 nach dem Brauereiabriß errichtet.

Eine einst prunkvolle Fassade bot das ehemalige Odeon - Kino, welches sich am Anfang der Bahnhofstraße befand. Auf diesem Bild von 1975 ist der einstige Glanz schon weitgehend verblasst, die Leuchtreklamen sind bereits abgebaut (sie befanden sich in dem Mittelteil). Das Kino wurde 1936 erbaut und 1973 geschlossen. Ein derart prunkvolles Bauwerk würde nach heutigen Kriterien sofort unter Denkmalschutz gestellt, nicht so damals. Da ein Umbau der für Kinobetrieb gestalteten Innenräume dem Besitzer zu aufwendig erschien, wurde 1978 das gesamte große Gebäude abgerissen. 1979 entstand an der Stelle der erste Discounter von Reichenweiler, der allerdings bereits 1991 an anderer Stelle noch größer neu baute.

einst prunkvolle Fassade des Odeon - Kinos im Jahr 1975
Frau Dr. Gerda Stock und Herr Richard Griebel 1968 im Zwitscherpark zu Marienwald

1968 gaben im Marienwalder “Dr. Klapp - Park”, besser bekannt als der “Zwitscherpark”, Frau Dr. Gerda Stock und Herr Richard Griebel eine Erweiterung frei. 1968 blühte der Betrieb im Marienwalder Sanatorium noch gut und der Zwitscherpark gehörte damals zum Betrieb des Sanatoriums. Frau Dr. Stock war zu dieser Zeit die stellvertretende Leiterin des medizinischen Bereichs und Herr Griebel der leitende Geschäftsführer. Zu dieser Zeit hätte keiner geglaubt, dass nur etwa 20 Jahre später das Sanatorium geschlossen wird. Nur den Zwitscherpark, den gibts heute noch und zwar in Gemeindebesitz.

Bleiben wir gleich im Ortsteil Marienwald. Hier folgen zwei weitere Fotos aus dem alten Sanatorium. Sie sind zwar nicht historisch, sondern stammen beide aus dem Februar 2019, also ganz aktuell, zeigen aber den heutigen, traurigen Zustand in einem Teil des einst prunkvollen Gebäudetrakts. Auf dem oberen Foto gleich hier neben sieht man im ersten ganz alten Gebäudeteil, der noch aus den Anfangsjahren des Sanatoriums stammt, den Hauptflur im zweiten Obergeschoss. Die Farbe blättert, überall sind große Feuchtigkeitsschäden zu erkennen, der einst schöne Boden aus Spezialfliesen wurde schon von Dieben säuberlich entfernt und abtransportiert, sogar Türblätter wurden vereinzelt mitgenommen. Dabei ist es unklar, ob sie vielleicht nun die Türen eines Neubaus schmücken oder vielleicht nur als schnödes Brennmaterial geopfert wurden. Trotz der deprimierenden Zustände machen die tragenden Hauptwände noch einen sehr soliden Eindruck und es wäre gewiss auch heute noch eine Renovierung auf deren

Sanatorium Marienwald: Flurbereich im zweiten Stock des Altbaus heute
Sanatorium Marienwald: ehemaliger Werkstattraum

Basis möglich. Jedoch eine Prinzessin, die das alles wachküsst, ist leider nicht in Sicht, so sehr man sich auch bemühen mag. Es scheitert weiterhin an den heute hochkomplizierten Eigentumsverhältnissen, wo sich Teilbereiche auf zig verschiedene Besitzer aus dem Pool der Nachfahren der einstigen Betreiber verteilen. Man kriegt eher eine Million Flöhe unter einen Hut, als diese rund 15 verschiedene Eigner, sagte Gemeindebürgermeister Dr. Burger auf einer Versammlung bezüglich des weiteren Vorgehens in Sachen altes Sanatorium in Marienwald. Auf dem Bildchen nebenan sieht man einen Raumbereich, den man einst nicht unbedingt mit einem Sanatorium in Verbindung bringt, nämlich eine ehemalige Werkstatt. Hierzu muss man wissen, dass das Sanatorium neben den obligatorischen Gesundheits - Bereichen auch zahlreiche Werkstätten und sogar Produktionsräume besaß, wo ua. die Anlagen der Haustechnik, medizinische Geräte, Hilfsmittel für Patienten und Ärzte etc.pp. repariert, gewartet und zum Teil sogar selbst angefertigt wurden. So gab es sogar eine Abteilung, die damals schon seit 1956 Krankenfahrstühle mit Elektromotor selbst herstellte.

Nun wechseln wir in einen der Neubauteile des Sanatoriums. Hier gab es den großen Speisesaal 2, der in den 1960iger Jahren, als er gebaut wurde, als so ziemlich das Modernste galt, was es in der Richtung damals gab. Halbautomatische Bedientheken, aber auch Bedienung am Platz für Gäste, die aus körperlichen Gründen das selbst nicht mehr konnten. Im alten Bau

Sanatorium  Marienwald Speisesaal 2 im heutigen Zustand
Sanatorium Marienwald leerstehendes Anwendungs - Hallenbad 1

gab es auch noch den Speisesaal 1, der zu dieser Zeit auch noch in Betrieb war, weil man ansonsten die Mengen gar nicht bewältigt bekam. Im gleichen Neubauteil, wie obiger moderner Speisesaal 2, befanden sich im Keller 2 verschiedene Anwendungs - Hallenbäder. Auf diesen aktuellen Fotos sieht man, dass die Einrichtungen im Neubauteil noch relativ gut erhalten sind, obwohl auch sie genausolange leer stehen wie der Rest.

Hier noch einmal einen Blick auf die weiter oben schon erwähnte Kabelfabrik Dr. Langwald im Nordosten von Reichenweiler. Hier sieht man das Kesselhaus im Zustand von 1959 mit seinen benachbarten, imposant hohen beiden Schornsteinen. Zu dieser Zeit herrschte dort noch emsiger Betrieb und die Anlagen mit der 1959 schon veralteten Produktionsweise von Kabeln liefen noch auf Hochtouren. Das sollte sich nur wenige Jahre später ändern. Andere Kabelsorten waren gefragter und, wie schon weiter oben geschildert, wurde der Betrieb 1964 geschlossen, nachdem schon in den Jahren zuvor immer mehr Personal abgebaut wurde. Am Tag der Schließung arbeiteten nur noch 24 Leute dort. Im Jahr, als dieses Foto entstand, also 1959, waren es noch beachtliche 325 Leute und in den besten Zeiten, kurz vor dem zweiten Weltkrieg sogar mal um die 500 Leute. Das Erste, was nach der Schließung weg kam, waren die beiden Schornsteine, die noch 1964 gesprengt wurden, weil man befürchtete, dass sie ansonsten durch Baufälligkeit irgendwann mal Personen gefährden könnten. Die restlichen Bauten wurden um 1974 abgerissen. Eigentlich ist es schade, dass so doch recht markante Landmarken verschwanden, die einem schon aus über 5 km Entfernung anzeigten (je nachdem, von welcher Seite man anreiste), dass man bald wieder zuhause ist.

Kesselhaus und Schornsteine der Kabelfabrik Dr. Langwald im Jahr 1959

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