Eisenbahn 2

Auf dieser Seite “Eisenbahn 2” finden Sie alle derzeit vorliegenden Beiträge und Fotos zum Bahnhof im Ortsteil Marienwald und der einstigen Bahnstrecke die dorthin führte und die am Bahnhof Marienwald endete. Diese Bahnstrecke war nicht identisch mit der Strecke nach Reichenweiler und hatte auch keine direkte Verbindung zu dieser Linie.


Altes Bahnhofsgebäude Marienwald

Der ehemalige Bahnhof im Ortsteil Marienwald hat seine Funktion schon 1962 verloren. Weit und breit keine Spur mehr von Zügen und Gleisen. Geblieben ist die einsame und traumhaft ruhige Lage weit außerhalb vom Ort und vor allem das prächtige Gebäude, welches 1899 errichtet wurde und seit langem vom heutigen Privatbesitzer gehegt und gepflegt wird. Im Erdgeschoss ist seit langem der ausgegliederte Tasten - Bereich der Musikschule untergebracht, wo eifrig Orgel, Klavier und Keyboard unterrichtet und geübt wird.

Einige ältere Einwohner werden sich vielleicht noch daran erinnern, sofern sie zur Zeit des aktiven Bahnverkehrs mal mit dem Zug gefahren sind, dass ungefähr 1,5 km vor dem Bahnhof Marienwald ein relativ langer Eisenbahntunnel lag, der den Luchsberg durchquerte. Der Tunnel hat eine Länge von immerhin 724 Metern. Im Lauf der Jahrzehnte geriet er in völlige Vergessenheit, da 1965 die Tunnelportale zugemauert und mit Erdreich angefüllt wurden. Es wurden kleine Nischen mit verschlosssenen Stahltüren eingebaut, um Begehungen zur Kontrolle zu ermöglichen. Diese wuchertern aber zu. 2017 gelang es, eine Tür frei zu legen und zu öffnen und den Tunnel zu begehen, erstaunlich, wie gut er noch erhalten ist.

alter Eisenbahntunnel bei Marienwald
ehemaliger Bahn - Güterschuppen von Mariienwald

Ein weiteres Relikt aus der guten, alten Bahnzeit existiert ebenfalls heute noch, wie dieses aktuelle Foto beweist, was uns freundlicherweise Herr Reuter sandte. Es ist der alte Güterschuppen, der sich rund 50 m links vom Bahnhofsgebäude (siehe weiter oben) auch heute noch befindet. Leider wirkt er derzeit etwas vergessen, er diente bis vor etwa 15 Jahren als Autowerkstatt und gehört auch schon

seit Jahrzehnten einem Privatmann. Der Zustand ist gar nicht mal so schlecht, wie man beim ersten Blick vermuten würde, nur die Vegetation wuchert halt inzwischen etwas übermächtig um das Gebäude. Es gibt allerdings Pläne, in dem Gebäude ein Café einzurichten, in dem sogar eine Eisenbahn - Ecke als Dauerausstellung gestaltet werden soll, die an die gute, alte Bahnzeit von Marienwald und von Reichenweiler erinnert. Wann dieses Vorhaben umgesetzt wird, ist derzeit noch offen, weil die Bauanträge für den Umbau und sonstige Genehmigungen noch in der Schwebe sind.

Etwa 1 km hinter dem Bahnhof von Marienwald endete diese Bahnstrecke an dem Prellbock. Dieses Bildchen aus dem Winter 1958 zeigt diese Stelle somit knapp vier Jahre vor der Stilllegung der Sichbahnstrecke nach Marienwald. Genutzt wurde dieser eine Restkilometer damals schon kaum noch, gelegentlich zum Abstellen von Güterwaggons oder Lokomotiven. Meistens verblieben die aber schon näher am Bahnhofsgebäude, wo es für Rangier- und Umsetzzwecke damals noch zwei Weichen mit einem Umfahrungsgleis in Höhe des Bahnsteigs gab. Zu erwähnen wäre noch, weil das oft verwechselt wird, die Stichbahnstrecke nach Marienwald ist nicht identisch mit der Nebenstrecke nach Reichenweiler (Kernort), das waren zwei völlig unterschiedliche Bahnlinien, auch wenn diese an ihrer nächsten Stelle nur etwa 5 km auseinander lagen. Die Marienwalder Strecke kam sozusagen aus Südwesten, während die Strecke nach Reichenweiler von Norden her kam.

Damaliges Ende der Bahnstrecke nach Marienwald im Jahr 1958
ehemaliges Bahnwärterhäuschen in Marienwald

Dieses Bahnwärterhäuschen (Bildmitte) ist im Ortsteil Marienwald zu finden. Es ist durch Umbauten kaum noch als solches zu erkennen. 400 m neben dem Bahnhofsgebäude liegt es, direkt davor verlief einst die Bahnstrecke. Links dahinter entstand ein Neubaugebiet, nach rechts führt die Straße zum Bahnhof.

Familie Hensen schickte uns netterweise dieses Foto vom Bahnhofsgelände in Brehsendorf. Es liegt zwar nicht im Bereich der Gemeinde Reichenweiler, jedoch an der gleichen Bahnstrecke 11 km vor Marienwald. Es war die übernächste Bahnstation. Das Foto entstand im Jahr 1976 und zeigt, dass zu dem Zeitpunkt das Gleis noch bis Brehsendorf lag, während es 1976 in Marienwald schon längst verschwunden war. Das lag daran, dass Brehsendorf damals noch ein Umschlagort für landwirtschaftliche Produkte war, wo gelegentlich Güterzüge zu diesem Zweck sowie zur Belieferung eines Baustoffgroßhändlers verkehrten. Wie man aber an der “Begrünung” des Gleises erkennt, dürfte zu dem Zeitpunkt der Fotoaufnahme schon längere Zeit kein Zug mehr gefahren sein. Im Hintergrund sieht man das markante, sehr hoch gebaute Bahnhofsgebäude von Brehsendorf, davor den Güterschuppen und auf der gegenüberliegenden Seite erkennt man hinter dem Gebüsch noch ein Bahn - Mehrfamilienhaus, welches seinerzeit von Bahnbeamten bewohnt wurde.

Bahnhof Brehsendorf im Jahr 1976, 11 km vor Marienwald
Güterschuppen beim Bahnhof Marienwald im Jahr 1965

Herr Willi Bender aus Marienwald schickte uns dieses Foto aus dem Jahr 1965, welches den Güterschuppen von Marienwald im damaligen Zustand zeigt. Danke auch hierfür. Der Güterschuppen steht auch heute noch, ist nur etwas dichter von Vegetation umgeben. Wie schon an anderer Stelle kurz erwähnt, diente der Schuppen vor Jahren mal als Autowerkstatt, steht aber seit längerem leer. Es gibt Pläne, hier ein Café und ein kleines Museum zur Eisenbahngeschichte einzurichten.   

Noch eine Erinnerung an die gute alte Eisenbahnzeit in Marienwald. Das Foto, welches an einem heissen Tag im Sommer 1960 entstanden ist, zeigt den sogenannten Mittags - Personenzug ungefähr 3 km vor dem Bahnhof Marienwald. Etwa 400 m links hinter dieser Stelle begann der weiter oben gezeigte Tunnel. Die Lok fuhr hier übrigens meist rückwärts, also mit dem Tender voraus. In Marienwald wurde sie dann vor den Zug rangiert, um in “normaler” Fahrtrichtung (mit Kessel voraus) die Rückfahrt anzutreten. Zu dieser Zeit wurden die

Dampfzug im Sommer 1960 kurz vor Marienwald

Züge durchaus noch rege genutzt, nicht nur von Pendlern und Schülern, sondern vor allem auch von Kurgästen und deren Besuchern, deren Ziel das Sanatorium war. Immerhin wies der Fahrplan 1960 noch 7 Zugpaare pro Tag aus, also insgesamt 14 Personenzugfahrten. Hinzu kamen noch einige Güterzugfahrten nach Bedarf, die meist gegen 10 Uhr eintrafen und gegen 14.30 Uhr wieder retour fuhren. Das alles ist lange Geschichte. Nur zwei Jahre später war Schluß mit den Personenzügen und ein weiteres Jahr später endete auch der Güterverkehr. An der Stelle, wo wir hier den Zug sehen, befindet sich heute eine Kreisstraße, die 1976 gebaut wurde.

ehemalige Bahntrasse bei Marienwald heute

Die ehemalige Bahntrasse, die einst zum Bahnhof Marienwald führte, ist vor dem bereits weiter oben erwähnten Tunnel, also auf der Seite, die ortsauswärts führt, zum Teil noch erstaunlich gut erhalten. Während die Seitenböschungen stark zugewuchert sind, ist der obere Teil, wo einst das Gleis lag, kaum zugewachsen und das, obwohl das Gleis schon vor über 30 Jahren abgebaut wurde. Das liegt eventuell daran, dass hier früher reichhaltig gegen Unkraut gespritzt wurde, wovon heute noch Reste im Schotter schlummern. Auf Grund des Zustandes eignet sich die Trasse sehr gut, um einen Fahrradweg darauf zu errichten, der dann aus dem Gemeindegebiet heraus führen würde in Richtung Dahlburg. An den Kosten müssten sich dann aber, neben der Gemeinde Reichenweiler auch die Gemeinde Dahlburg sowie weiter an der Trasse folgende Gemeinden beteiligen. Es macht

keinen Sinn, solch einen Radweg nur auf dem Gebiet der Gemeinde Reichenweiler - Marienwald zu bauen, wo er dann nach rund 3 km im Nichts enden würde. Am Ende würden ja alle beteiligten Gemeinden davon profitieren. Das sehen leider nicht alle so, denn wenn es ums Geld geht, verschwinden die sonst so enthusiastischen Gemeindeväter der Nachbarkommunen sang und klanglos in der Versenkung und halten sich bedeckt. Hier ist also noch etwas Überzeugungsarbeit notwendig. Es sollte klar sein, dass wir hier keinen Luxusradweg haben möchten, sondern einfach und funktionell mit geringen Kosten zu vorzeigbaren und gut nutzbaren Ergebnissen kommen wollen. Für die knapp 3 km, die der Radweg auf dem Gebiet der Gemeinde Reichenweiler verlaufen würde, kämen dann Erstellungskosten von maximal 180.000 Euro zu, eher sogar noch 40.000 Euro weniger, weil der Untergrund noch so gut erhalten ist. Die jährlichen Unterhaltskosten werden mit etwa 6.000 Euro auch als eher gering eingestuft.

In einem guten Zustand präsentiert sich am südwestlichen Ende von Marienwald diese alte, sehr massive Bahnbrücke, über die einst die Bahnlinie zum Bahnhof sowie 2 Rangier- und Abstellgleise verliefen. Aktuell wird die Brücke nur noch von einem Traktor- und Wanderweg zur Überquerung der K 33 genutzt. Durch diese Nachnutzung haben die Landwirte auf dem Weg zu bestimmten Feldern 2 km Strecke gespart.

Alte Bahnbrücke in Marienwald über die K 33
neue Gleise beim Marienwalder Bahnhof

Der heutige Privateigentümer des früheren Bahnhofs Marienwald hat damit begonnen, Gleise im Grundstücksbereich ablegen zu lassen. Natürlich wird der bereits 1962 stillgelegte Bahnhof nicht wieder reaktiviert, sondern es ist die Aufstellung einer kleinen, ausgemusterten Diesellok geplant, die gewissermaßen als Denkmal den Bahnhofscharakter unterstützen soll. Desweiteren sollen einige Zeit später noch weitere Gleise hinzu kommen, auf denen auch noch einige Waggons ihre letzte Ruhe als Denkmal finden. Die Gleise sind an ihrem momentanen Standort  nur zwischengelagert und werden vor der endgültigen Aufstellung noch näher ans Bahnhofsgebäude verlegt, dorthin wo früher mal der Bahnsteig war.

Zwar nicht auf dem Gemeindegebiet von Reichenweiler, aber kurz davor hat es den Bahnhof von Elmingen bei weitem nicht so gut erwischt, wie den von Marienwald. Das schöne Gebäude bietet einen recht traurigen Anblick, da es dem Verfall preisgegeben ist, weil es schon seit über 10 Jahren leer steht. Der benachbarte Güterschuppen ist bereits vor einigen Jahren eingestürzt. Dieser Bahnhof liegt 7 km vom Bahnhof von Marienwald enfernt und zwischen Marienwald und dem weiter oben kurz gezeigten Bahnhof Brehsendorf. Somit bildete er den vorletzten Bahnhof dieser Strecke, die bekanntlich in Marienwald endete.

Bahnhof Elmingen an der Strecke nach Marienwald
Bahnhof Dahlburg an der Marienwalder Strecke

Dieses schöne Foto vom Bahnhof Dahlburg sandte uns Herr Kurt Theisen aus Marienwald, vielen Dank hierfür. Es zeigt den “überübernächsten” Bahnhof Dahlburg an der Strecke nach Marienwald von der Straßenseite. Dahlburg ist der Sitz der Gemeindeverwaltung der nächsten Gesamtgemeinde, die südwestlich an das Gebiet von Reichenweiler grenzt. Hierzu zählen u.a. auch die Orte der oben genannten Bahnhöfe Elmingen und Brehsendorf als Ortsteile. Der Ort hatte stets eine herausragende Bedeutung als Verwaltungszentrum und Sitz mehrerer Firmen. Der Bahnhof wurde 2011 aufwendig saniert, der Clou: im Güterschuppen befindet sich heute recht passenderweise eine Firma, die Modellbahnloks repariert.

Bahnstreckenreste gibt es selbst heute noch zu entdecken, obwohl in Marienwald die Eisenbahnzeit schon fast 60 Jahre her ist. Auf dem  nebenstehendem Foto aus dem Sommer 2018 sieht man einen sehr unscheinbar wirkenden Waldweg, der am westlichen Ortsrand von der Helisberger Straße abzweigt. An der Art, wie diese Trasse sich durch die Landschaft windet, erkennt man schnell, dass es sich hierbei um die alte Bahntrasse zwischen Marienwald und dem Bahnhof Elmingen handelt. Man findet sogar noch einige Relikte dieser Bahnzeit, an einer Stelle, wo ein Traktor - Querweg mit einer Asphaltschicht folgt, sind im Asphalt noch die alten Gleise enthalten, unterwegs folgen seitlich noch alte Kilometersteine, viel Schotter, Bachdurchlassbrücken uvm.

Ehemalige Bahntrasse bei Marienwald, heute Waldweg
Gleisreste in der Bahnhofsausfahrt Marienwahld im Jahr 1966

Wie weiter oben beschrieben, wurde der Bahnverkehr in Marienwald schon 1962 eingestellt. Die Abbauarbeiten an dieser Strecke verliefen unterdessen damals scheinbar recht unkoordiniert und abschnittsweise. So wurden am Bahnhof Marienwald die Gleise erst 1967 entfernt und mussten per LKW abgeholt werden, da zahlreiche Abschnitte davor, zb. im Bereich des Tunnels, bereits 1965 entfernt worden waren. So konnte der sonst übliche Gleisabbauzug gar nicht mehr bis zum Bahnhof Marienwald vorfahren. Wie man sieht, hatten sich kleine Bäumchen schon mitten im Gleisbett angesiedelt, während es ansonsten kaum Unkrautbewuchs gab, was wohl am “großzügigen” Umgang mit Unkraut

- Vernichtungsmitteln lag, die sich viele Jahre zuvor im Boden angereichert hatten. Auf dem kleinen Foto hier neben sieht man die Bahnstrecke rund 1 km vom Bahnhof Marienwald entfernt im letzten Betriebsjahr 1961, wo sie zuerst recht flach verläuft und danach am Horizont in Richtung Südwesten (nach links) verschwenkt, wo es dann auch bald deutlich hügeliger und bewaldeter wird. Dieser Bereich war damals eine angenehm ruhige Landschaft, die von endlosen Weiden und abschnittsweisen Baumreihen geprägt war, man konnte dort

Streckenverlauf 1961 bei Marienwald
alte Bahnbrücke bei Elmingen

stundenlang über Feldwege und Wiesen spazieren, ohne jemandem zu begegnen. Nicht mehr auf dem Gemeindebereich von Reichenweiler liegt die nebenan gezeigte Bahnbrücke, die sich unweit des weiter oben gezeigten Bahnhofs Elmingen befindet. Sie überspannt eine kleine Kreisstraße und seit mehreren Jahren gären Pläne, hierauf einen Radweg zu erbauen, was sich anbietet, weil die Brücke sehr gut erhalten ist. Wie so oft, scheiterten diese Pläne bislang am lieben Geld und weil die Zuwegungen komplizierter wären, als anfangs gedacht.

Man muss mit geschultem Auge schon mehrmals genau hinsehen, um im Hang die Stahltür zu erkennen, die auch heute noch zum weiter oben gezeigten Bahntunnel bei Marienwald führt. Zwischen Bewuchs, dem zugemauerten Tunnelportal und Erdanschüttungen wurde diese Tür nach Jahrzehnten des Vergessens letztes Jahr provisorisch wieder etwas frei geschaufelt, um die obige Begehung zu ermöglichen, die den erstaunlich guten Zustand des eigentlichen Tunnelbauwerks zutage brachte. Natürlich kann nicht jedermann diese Tür öffnen, man benötigt schon den Schlüssel und ohne Erlaubnis der Gemeindeverwaltung geht gar nichts. Die Tür ist inzwischen zudem mit einem elektrischen Warnsystem gesichert, welches automatisch einen Alarm absetzt, wenn die Tür widerrechtlich geöffnet wird.

heute noch existierende Zugangstür zum Marienwalder Tunnel
Bahnhof Gerfeld im aktuellen Zustand von 2019

Als vierter Bahnhof vor Marienwald liegt die Station von Gerfeld. 21 km liegt der Ort von Marienwald entfernt, es die nächste Station nach Dahlburg. Das Empfangsgebäude mit seiner markanten, langen, flach gebauten Güterlagerhalle befindet sich in einem stark renovierungsbedürftigen Zustand. Im Jahr 2018 fand ein Eigentümerwechsel statt und der neue Chef vom Bahnhof hat bereits mit umfangreichen Arbeiten begonnen, ua. wurden schon alle Dächer erneuert.

Rund 2 km von Marienwald entfernt stellt sich die ehemalige Bahntrasse heute so dar, wie auf diesem kleinen Foto, welches im Dezember 2018 geschossen wurde. Es ist in dem Bereich daraus ein idyllischer Weg im Randbereich des Waldes geworden, der im Untergrund an vielen Stellen noch den alten Gleisschotter beinhaltet, wodurch der Weg sehr fest und stets gut entwässert ist. Selbst bei Starkregen bilden sich keine Pfützen und eine Wanderung oder Radtour ist ohne großes Gematsche möglich.

Ehemalige Bahntrasse bei Marienwald heute
Bahnhof Mehlweiss im Jahr 1962

Teils von Bäumen verdeckt ist auf dem Foto von 1962 der  Bahnhof Mehlweiss zu sehen. Sozusagen als fünfter Bahnhof, von Marienwald aus gerechnet, liegt die Station in exakt 25 km Entfernung von Marienwald. Man sieht, dass zu dem Zeitpunkt, als das Bild entstand, der Bahnverkehr schon eingestellt war, da die Gleise mit Unkraut und Gräsern zugewuchert sind. Der Ortsname Mehlweiss kam nicht von ungefähr, es gab dort mal 8 Mühlen. Das Bahnhofsgebäude ist längst Privateigentum, rechts stehen heute Häuser und wo die Gleise lagen, ist heute ein langer Garten..

Hinter dem Bahnhof von Marienwald, an der linken Seite, sind auch heute noch sehr lange Bereiche der ehemaligen Ladestraße recht gut erhalten. Sogar das alte Kopfsteinpflaster ist noch in sehr gutem Zustand, aber auch der lange Ladeweg ist zum größten Teil noch mit dem Pflaster belegt. Der vordere Bereich wird heute gerne von den Besuchern der Musikschul - Außenstelle, die bekanntlich im Erdgeschoß des Bahnhofs liegt, als Parkplatz genutzt, während der hintere Bereich heute als Landwirtschafts-, Rad- und Wanderweg genutzt wird. Früher endete dieser Weg nach 1 km dort, wo auch das Abstellgleis endete, später wurde er bis zum nächsten Wirtschaftsweg verlängert, damit Landwirte ihn zum Erreichen ihrer Felder mit dem Traktor besser nutzen können. Das lange Abstellgleis verlief genau dort, wo man heute links die Baumreihe sieht. Vorne links gab es eine breite Laderampe aus Beton, von der aus man direkt an Güterwaggons auf gleicher Höhe heranfahren konnte.

Ehemalige Ladestraße am Bahnhof Marienwald heute
Bahnhof Ehrweiler heute

Herr Ferdinand Grosse schickte uns dieses Foto vom imposanten Bahnhof Ehrweiler, der eine herausragende Bedeutung hatte. Herzlichen Dank. Er folgt 7 km nach Mehlweiss und er bildete einen Kreuzungsbahnhof, wo sich 2 verschiedene Strecken trafen. Das Foto von 2013 zeigt, dass dort sogar noch einige Gleise lagen (oder auch heute noch liegen). Neben dem zugewucherten Bahnsteig am rechten Bildrand gab es weitere Gleise, die längst abgebaut sind. Das noch liegende Gleis am Bahnhof war das der Strecke nach Marienwald. Kurz hinter dem Bahnhofsareal enden die Gleise im Nichts.

Der Bahnhof war seinerzeit deshalb so groß, weil er einerseits als Kreuzungsbahnhof mit der kleinen Strecke nach Ellstedt diente aber vor allem auch, weil er bis etwa 1972 mehrere regionale Dienststellen der Bahn beherbergte. So war dort die Haupt - Bahnkasse, eine Art Bankstelle der Bahn mit Schalter, wie bei einer richtigen Sparkasse, dort wurden auch aus dem Umkreis von etwa 50 km die eingenommenen Gelder vom Güterverkehr sowie aus anderen Einnahmen verwaltet, Bahnpensionäre und Rentner konnten dort ihre Gelder abholen uvm. Das alles endete etwa 1972 nach einer gründlichen Umorganisation bei der Bahn, wo solche regionalen Bahnkassen mehr und mehr abgebaut wurden. In den oberen Etagen der großen baugleichen Eckgebäude befanden sich insgesamt 5 Dienstwohnungen für Bahnbeamte (in beiden Eckgebäuden zusammengerechnet), im Mittelteil und den Erdgeschossen waren, neben den üblichen Räumen wie Schalterhalle, Warteräume usw. auch eine sehr große Bahnhofsgaststätte mit Saal sowie einige Räume für technische Anlagen. Ganz weit hinten, auf dem Foto mittig mehr nur in Fragmenten sichtbar, befindet sich ein kleiner Güterschuppen sowie noch ein Stück weiter vom Bahnhof entfernt ein Gebäude der Bahnmeisterei (das weisse klein sichtbare Gebäude ganz am Ende in der Mitte). Die Bahnmeisterei wurde schon 1994 zu einem Einfamilien - Wohnaus umgebaut, der Güterschuppen gehört mit zum Eigentum des heutigen Bahnhofsbesitzers und beherbergt heute eine kleine Möbelschreinerei. Auch wenn bis dort noch Reste der Gleise liegen, so endete hier der Bahnverkehr immerhin auch schon im Jahr 1998, was den Personenverkehr betrifft und 2011 im Übergabe - Güterverkehr. Das Gebäude nebst großem Gelände wurde 2007 an einen Privatmann verkauft und, wie man sieht, sehr aufwändig saniert. Es befindet sich heute praktisch im Neuzustand. Dabei dient eines der Endhäuser dem Eigentümer komplett als große 450 m² - Wohnung, während in dem anderen Endhaus Büros und im Mittelteil Verkaufsräume und eine Werkstatt eines Elektronikhändlers untergebracht sind.

Fast schon städtisch zeigt sich das Bahnhofs - Gleisfeld in Ehrweiler im Jahre 1967 mit Blick in westliche Richtung; das ist quasi die von Marienwald weglaufende Richtung, also entgegengesetzt zur obigen Blickrichtung am Bahnhof Ehrweiler. Das Bahnhofsgebäude steht, auf diesem Bildbereich leider nicht sichtbar, ganz rechts im Rücken des Fotografen. Damals existierte noch eine Fußgängerbrücke aus Stahl über die Gleise, von der aus dieses Foto geschossen wurde. Diese Konstruktion verschwand bereits 1978 wegen Baufälligkeit. Heutzutage würden sich beim gleichen Blick nur noch die beiden ersten Gleise am rechten Bildrand zeigen, die an dem Bahnsteig liegen, der direkt ans Bahnhofsgebäude grenzt (siehe auch obiges Foto vom Bahnhof). Alle

Bahnhofs - Gleisfeld Ehrweiler 1967 in Richtung Westen

weiteren Gleise, die sich hier so schön im Vordergrund präsentieren, sind schon seit ein paar Jahrzehnten weg und in dem Bereich gibts fast nur noch Wildwuchs und bestenfalls einzelne Fragmente der einst gloreichen Bahnfülle an diesem Ort. Die mittleren Gleise sind die, die an dem Bahnsteig lagen, von dem die Züge einst nach Ellstedt abfuhren. Sie vereinigten sich auf der anderen Bahnhofsseite zu einem Gleis, da diese Strecke ebenso eingleisig war, wie die nach Marienwald. Die Gleise am linken Bildrand waren ein Anschlußgleis einer Fabrik, die sich in rund 1 km Entfernung befand sowie Abstell- und Ladegleise, wobei sich weit außerhalb des Bahnhofsbereichs weiter östlich noch eine riesige Ladestelle für Baumholz.

Frisch renovierte Bahnbrücke bei Ehrweiler an stillgelegter Strecke

befand, an der wöchentlich mehrere Ganzzüge mit Stammholz beladen wurden. Ungefähr 2 km nach dem Bahnhof (in Blickrichtung nach Westen, der obigen Richtung weiter folgend) gibt es heute noch diese schöne Bahnbrücke über eine kleine Landstraße. Auf dieser verlief das Gleis der Marienwalder Strecke. Die Brücke wurde kürzlich saniert, sogar das Geländer oben ist neu, man sieht, bei genauer Betrachtung links vor der Brücke als kleinen bräunlichen Streifen, dass dort noch das Gleis liegt. So drängt sich die Frage auf, ob man plant, diese seit langem stillgelegte Bahn, zumindest bis Ehrweiler, zu reaktivieren, weil

das Gleis noch liegt und man zudem ansonsten keine hohen Summen in die Überholung der Brücke gesteckt hätte, sondern sie einfach abgerissen hätte ? Egal, wie die Antwort auf diese Frage auch sein wird, eine Reaktivierung über Ehrweiler hinaus käme mit Sicherheit nicht, da ab dem Bahnhof Ehrweiler in Richtung Marienwald seit rund 55 Jahren die Gleise abgerissen sind und an etlichen Stellen sogar die einstige Trasse abgebaggert wurde. An manchen Stellen stehen auf den einstigen Trassenbereichen heute Häuser, auf anderen verläuft ein Radweg, wieder andere wurden zu Feldbereichen. Dazwischen finden sich aber auch durchaus noch einzelne Fetzen, wo der Bahndamm noch so erhalten ist, dass man problemlos wieder ein Gleis drauf legen könnte.

Herrn Rudolf Kuno aus Marienwald sind diese beiden Schwarzweiss - Fotos von 1956 zu verdanken, vielen Dank für die Kopien davon. Das kleine Bild zeigt die ehemalige Bahnhofsgaststätte im Marienwalder Bahnhof im Jahre 1956. Sie war zu dem Zeitpunkt schon ausgeräumt, da sie bereits 1955 geschlossen wurde. Der Gastronomiebetrieb lohnte sich immer weniger, da der Bahnhof recht weit vom eigentlichen Ort entfernt

Bahnhofsgaststättenraum im Bahnhof Marienwald im Jahr 1956
Treppenhaus - Teilbereich im Bahnhof Marienwald 1956

lag, damals im Prinzip noch weiter, als heute, da der Ort in den letzten Jahrzehnten erheblich gewachsen ist, wobei die Neubausiedlungen teils schon recht nah an den ehemaligen Bahnhof kommen. Damals war das alles noch nicht so, kaum jemand hatte ein Auto und zu Fuß brauchte man 20 Minuten, bevor man den Bahnhof und somit auch die Gaststube erreichte. Die wenigen Bahnreisenden kehrten meist auch nicht ein, so warf die letzte Gastwirtin, Frau Trude Wollenweber, im Volksmund hier immer nur “Die Trudi” genannt, 1955 das Handtuch. Sie blieb aber dem Job treu und übernahm eine wesentlich größere Bahnhofsgaststätte in einem Vorort von Saarbrücken. Das große Bild zeigt einen Teil des Treppenhauses im Bahnhof Marienwald, wie es sich im Jahr 1956 präsentierte. Die Familie von Herrn Kuno (seine Eltern) bewohnten von 1951 bis 1963 die rechte Wohnung im ersten Stock des Bahnhofs.

Der weiter oben gezeigte Bahnhof Dahlburg ist Schauplatz dieser hübschen Szenerie, die im Jahr 1961 stattfand. Ein Güterzug, bestehend aus einer V 100 und geschlossenen Güterwaggons, fährt in Richtung Marienwald am Bahnhof vorbei. Wie man sieht, reichte damals der Baumbewuchs noch rückwärtig fast bis an den Bahnhof heran, heute ist in dem Bereich freie Sicht auf die Landschaft. Zu der Zeit gab es noch viel Güterverkehr auf der Strecke. Auch in Dahlburg selbst gab es noch ein Ladegleis, welches in Bildmitte vorne abzweigt.

Bahnhof Dahlburg im Jahr 1961 mit Güterzug
Bahnhof Graustetten im Jahr 1961

Zwar an der Bahnstrecke nach Marienwald gelegen, aber doch schon 42 km davon entfernt, lag bzw. liegt der Bahnhof von Graustetten. Das Foto aus dem Jahr 1961 lässt den Bahnhof selbst eher nur schemenhaft hinter den Bäumen erkennen, im Vordergrund sieht man die riesige Güterhalle, die dem regen Warenverkehr dort geschuldet war. Die Bahnstrecke selbst sieht man gar nicht, sie verlief parallel zu dem Gebüsch am linken Bildrand. Alle Gebäude stehen auch heute noch, wirken durch diverse Renovierungen aber etwas anders.

Lange ists her, doch so sah der Alltag im Bahnhof Marienwald noch im Jahr 1960 aus: per Schienenbus ging die Reise los. Rund 50 % der Fahrten im Personenverkehr wurden zu der Zeit schon mit solchen Schienenbussen durchgeführt, weil sie kostengünstiger waren, als Züge mit einer richtigen Lok davor. Wie man sieht, herrschte 1960 im Bahnhof Marienwald noch recht viel Betrieb. Das Bahnhofsgebäude ist hier nicht

Schienenbus am Bahnhof Marienwald im Jahr 1960

sichtbar, es liegt quasi rechts im Rücken des Fotografen. Links erkennt man noch mit Mühe das Vordach der Güterschuppenrampe. Nur 2 Jahre später war hier Schluß, obwohl, nicht zuletzt wegen des damals in Marienwald noch florierenden Kurbetriebs, eigentlich noch relativ viel Bahnbetrieb war.

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